Weiter extremer Smog in Peking

Peking (dpa) - Der Smog in Peking hat „extrem gefährliche“ Ausmaße erreicht. Krankenhäuser der chinesischen Hauptstadt berichteten von einer Zunahme von Patienten mit Herz- und Kreislaufproblemen sowie Atemwegserkrankungen.

Den vierten Tag in Folge rieten die Behörden den 20 Millionen Pekingern am Sonntag, so wenig wie möglich vor die Tür zu gehen. Alte, Kranke und Kinder sollten ganz daheimbleiben. Besserung ist nicht in Sicht. Frühestens am Mittwoch wird mit Wind gerechnet. Bis dahin könnten sich noch mehr Schadstoffe ansammeln.

„Einen solchen Smog haben wir noch nicht erlebt“, waren sich viele Pekinger einig, obwohl sie hohe Luftverschmutzung gewohnt sind. Am Wochenende bewegte sich auch der offizielle Index an der obersten Grenze der Skala. „Was ist los mit unserer Luft?“, fragte selbst das Parteiorgan „Volkszeitung“.

Der besonders gefährliche Feinstaub erreichte nach amtlichen Messungen am Sonntag an einzelnen Stationen mehr als 700 Mikrogramm pro Kubikmeter. Am Vorabend wurden sogar 993 Mikrogramm erreicht. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hält durchschnittlich höchstens 25 Mikrogramm über 24 Stunden für unbedenklich.

Der Index der US-Botschaft für Feinstaub kletterte einmal über 800 Punkte. Von 300 bis 500 Punkten sind die Schadstoffkonzentrationen schon „gefährlich“, darüber gelten sie als „extrem gefährlich“. Nur unter 50 wird die Luft als „gut“ eingestuft.

„Der Smog führt dazu, dass die Zahl der Patienten mit Atemwegserkrankungen in den Hospitälern steigt“, berichtete das Staatsfernsehen CCTV. Besonders ältere Menschen und Kinder seien betroffen. Die Rettungsdienste, das Pekinger Kinderkrankenhaus und andere Einrichtungen sähen einen Anstieg von Herz- und Kreislaufproblemen sowie Atemwegserkrankungen, berichtete die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua. Im Kinderkrankenhaus gab es lange Schlangen, weil viele zum Inhalieren kamen.

Durch den schlimmen Smog habe im Luftwaffenkrankenhaus die Zahl der Patienten mit Atemwegsleiden, die Infusionen bekommen müssten, „stark zugenommen“, berichtete die Zeitung „Fazhi Ribao“. Viele Pekinger klagten über Husten oder Halsschmerzen. Trotz der heftigen Schadstoffbelastungen wurden allerdings keine Fahrverbote für Autos oder Beschränkungen für Fabriken oder Kraftwerke verhängt.

Im Internet äußerten Pekinger ihre Empörung. Einige beklagten, dass sie als „Staubsauger“ missbraucht würden, weil sie den Dreck in ihre Lungen aufsaugen müssten. „Die Luftverschmutzung ist so schlimm, wie ich sie noch nie erlebt habe“, hieß es. „Es ist überall neblig, die Luft riecht versengt.“ Viele Pekinger versuchten, sich mit Mundmasken gegen den Smog zu schützen.

„Wir raten den Bürgern, sich von schwer verschmutzten Stadtgebieten fernzuhalten und körperliche Anstrengungen oder Freiluftaktivitäten zu vermeiden“, teilten die Umweltbehörden mit.

Aktivisten beklagten, die schwere Umweltverschmutzung sei viel zu lange unterschätzt und ignoriert worden. Der Smog sei ein „Weckruf“, die Gesundheit der Menschen zu schützen. „Es ist kein Geheimnis, dass unser Pfad der Entwicklung nicht aufrechtzuerhalten und die Umweltverschmutzung in der Region die ökologischen Kapazitäten bei weitem überschreitet“, sagte Ma Jun, der Direktor des Instituts für Umweltfragen in Peking, der Zeitung „South China Morning Post“.

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