Zu viele Krankmeldungen Warum die Tuifly-Flieger nicht abheben können

Zu viele Krankmeldungen: Zum Start in die Herbstferien in NRW muss die Airline alle Flüge absagen. Düsseldorf und Köln-Bonn betroffen.

Zu viele Krankmeldungen: Warum die Tuifly-Flieger nicht abheben können
Foto: dpa

Düsseldorf. Durch die Krankmeldungen von Crew-Mitgliedern der Fluggesellschaft Tuifly sind am Düsseldorfer Flughafen Donnerstag mehrere Flüge ausgefallen oder mussten umgeleitet werden: Von den 16 geplanten Flugbewegungen mussten zwei Ankünfte und zwei Abflüge komplett gestrichen werden — Ziele beziehungsweise Herkunftsort waren Antalya und Menorca. Flüge nach und von Heraklion mussten statt am Airport Düsseldorf am Köln-Bonner Flughafen abgewickelt werden. „Der Rest findet statt“, sagt Flughafensprecherin Laura Silberhorn.

Heute dürften dagegen viele Herbsturlauber, die eigentlich entspannt in die Sonne fliegen wollten, am Boden bleiben: Tuifly hat für heute alle Flüge abgesagt. Zu viele Crewmitglieder haben sich krank gemeldet. Der Grund dürfte in der Zukunftsangst vieler Flugzeugbesatzungen begründet sein, die mit Sorge auf die Neuordnung ihrer Airline blicken. Angst macht krank — offenbar auch extrem kurzfristig. Seit Tagen hatten sich die kollektiven Krankmeldungen der Tui-fly-Besatzungen bereits gehäuft. Da viele von ihnen auch für Air Berlin fliegen, wirbeln sie auch deren Flugpläne gehörig durcheinander. Tuifly hat Donnerstag für den Partner Air Berlin nach dessen Angaben keinen einzigen der täglich 90 Flüge durchgeführt.

„Der Image-Schaden ist enorm“, sagt eine Airline-Mitarbeiterin. Von einer „schwierigen, dramatischen Situation vor allem für unsere Fluggäste“ spricht ein Air Berlin-Sprecher. Zumal die Passagiere für ihr Ungemach kaum auf Kulanz hoffen können. Denn der Tui-Konzern wertet die massenhaften und äußerst kurzfristigen Krankmeldungen als außergewöhnlichen und nicht vermeidbaren „Umstand im Sinne von höherer Gewalt“ und betont: „Aus diesem Grund mussten die Reise- und Luftbeförderungsverträge gekündigt werden.“

Mit anderen Worten: Den Kunden erkennt der Reisekonzern aus Hannover zwar das Recht auf eine Reisepreis-Erstattung, darüber hinaus aber auf keinerlei Schadenersatz zu. „Entschädigungs- bzw. Schadensersatzansprüche der Kunden entstehen daraus nicht“, so eine Tui-Deutschland-Sprecherin. So mancher Reiserechtler dürfte das anders beurteilen, und die Frage könnte noch so manchen Anwalt beschäftigen.

Handelt es sich wirklich um eine plötzliche Epidemie des Unwohlseins oder eine konzertierte Mitarbeiter-Aktion? Die Gewerkschaften verneinen, dass sie bei dieser Krankheitswelle involviert sind. „Wenn wir als Gewerkschaft für unsere Rechte kämpfen, tun wir das mit offenem Visier“, sagt Markus Wahl von der Piloten-Vereinigung Cockpit (VC). Doch der zeitliche Zusammenhang drängt Fragen auf. Denn begonnen hatte das ungesunde Tuifly-Arbeitsklima direkt nach dem Bekanntwerden der Vorstandspläne für eine Umstrukturierung der Gesellschaft. Unter der Hand geben Mitarbeiter der Airline zu verstehen, dass die ungewöhnliche Krankheitswelle kaum vor ihrem Ende als vielmehr vor ihrem Auftakt stehen könnte. Denn die Stimmung unter den Mitarbeitern ist schlecht.

Die fürs Bodenpersonal zuständige Betriebsratschefin Karin Grobecker bestätigt, dass selbst ansonsten rivalisierende Gewerkschaften in einem spontan gebildeten Krisenstab den Schulterschluss suchten. „Wir tagen ohne Unterlass“, erklärte sie. Donnerstag forderte sie den Vorstand schriftlich auf, endlich Fakten rund um die geplante Neuordnung auf den Tisch zu legen.

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