Vorbereitungen auf Hurrikan "Sandy": Wenn das Leben zum Stillstand kommt

New York. "Hurrikan Sandy", einer der potenziell schlimmsten Stürme in der amerikanischen Geschichte, hat an der mittleren und nördlichen Atlantikküste das Leben praktisch zum Stillstand gebracht.

Erwartet werden flächendeckende Stromausfälle. Von Washington bis nach New York und Gegenden weiter im Norden wurden Schulen und Regierungsgebäude geschlossen, in küstennahen Gebieten Zwangsevakuierungen angeordnet und tausende von Flügen gestrichen.

Bis zu 50 Millionen Menschen könnten die Folgen von Sandy zu spüren bekommen. Einen Vorgeschmack auf ein Leben ohne Strom, mit brachliegenden Straßen-, Bahn- und Flugverkehr hatten Menschen an der US-Ostküste bereits im Frühsommer bekommen.

Damals hatte ein starkes Gewitter Millionen von Haushalte in Mitleidenschaft gezogen und erneut eine Debatte darüber entfacht, wie im reichsten Land der Welt die Infrastruktur so anfällig sein kann für unvorhergesehene Naturereignisse.

"Im Vergleich zu diesem wahrhaftigen Monster war das damals aber nichts" warnte der Meteorologe Doug Kammerer vom Fernsehsender NBC in Washington. Die Entscheidungsträger reagierten rasch. Für Montag wurde die Schließung sämtlicher Regierungsbehörden in Washington verkündet. In der US-Hauptstadt sowie den angrenzenden Vororten machten die Schulen bis einschließlich Dienstag dicht.

Auch stellte die Washingtoner Metro für mindestens 24 Stunden den gesamten öffentlichen Nahverkehr ein. In Küstengegenden von der Chesapeake Bay in Maryland bis zum Süden Manhattans ordneten die Bürgermeister Evakuierungen an. Am stärksten betroffen, darauf deuteten sämtliche Szenarien hin, würden New York und Teile des angrenzenden Staats New Jersey sein.

Dort sollte Hurrikan Sandy in der Nacht zum Dienstag an Land treffen und später mit einem sogenannten "Noreaster" Sturm zusammentreffen, der über das US-Festland zog und Kurs auf den Nordosten nahm. Die Kollision der beiden Sturmsysteme könnte bis zu 36 Stunden an ununterbrochenen Sturmböen und sintflutartigem Dauerregen führen und als Folge massive, lebensgefährliche Überschwemmungen nach sich ziehen.

In West Virginia und anderen Gegenden westlich vom Auge des Sturms sagten Experten aufgrund der einziehenden, kalten Luftmassen bis zu einem Meter an Neuschnee voraus. New Yorks Bürgermeister Michael Bloomberg verfügte die Evakierung von Südmanhattan und dem Vergnügungsviertel Coney Island. Die New Yorker U-Bahn stellte den Betrieb ein, und selbst an der New Yorker Aktienbörse wurde am Montag der Handel ausgesetzt. In Washington, Baltimore, Philadelphia, New York und anderen Städten fielen tausende von Linienflügen aus.

Bereits am Wochenende hatten Menschen entlang der gesamten Ostküste mit panikartigen Hamsterkäufen reagiert. In Supermärkten waren Ladenregale leergefegt. Wasser, Brot, Eier und Taschenlampenbatterien waren mehr als 24 Stunden vor Sandys Eintreffen vergriffen. Auch bildeten sich vor Tankstellen lange Autoschlangen.

Schließlich hatten Fahrer aus dem folgenträchtigen Sommergewitter gelernt: Fällt der Strom aus, dann funktionieren auch die Zapfsäulen nicht. Der Gesamtschaden des verheerenden Sturmsystems, davor warnten einige Versicherungsgesellschaften, könnte spielend in die zweistelligen Milliarden gehen.

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