Internet „Veröffentlichen Sie keine Kinderfotos“

Ein Aufruf der Hagener Polizei findet bei Facebook riesigen Anklang. Die Beamten werben für Sensibilität beim Umgang mit persönliche Daten.

Internet: „Veröffentlichen Sie keine Kinderfotos“
Foto: dpa

Düsseldorf/Hagen. „Hören Sie bitte auf, Fotos Ihrer Kinder für jedermann sichtbar bei Facebook und Co. zu posten!“ Mit diesem Aufruf in dem sozialen Netzwerk Facebook hat die Polizeidienststelle Hagen jetzt auf sich aufmerksam gemacht. Millionen Menschen gefällt diese Meldung, mehr als 200 000 haben ihn für ihre eigenen Freunde sichtbar auf ihrem Profil geteilt.

Die meisten finden die Aktion gelungen. Ein Facebook-Nutzer schreibt: „Endlich mal jemand. Mein Sohn ist drei und wird hier noch jahrelang nicht zu sehen sein. Wenn man bedenkt, was heutzutage Mütter alles zeigen. Dickes Lob an die Polizei Hagen.“

Kommissar Tino Schäfer, der für den Aufruf verantwortlich ist, sagt: „Einen konkreten Anlass für diese öffentliche Nachricht hat es nicht gegeben. Mit dem Appell wollen wir die Eltern generell für dieses Thema sensibilisieren.“ Der Polizist ist selbst bei Facebook unterwegs und so auf den Trend aufmerksam geworden. Denn es sei gefährlich, Schnappschüsse vom Strand oder nackt badend im Planschbecken online zu stellen — man wisse schließlich nie, von wem die Bilder angeguckt werden.

„Denn das Internet vergisst nicht“, heißt es weiter in dem Text, der neben einem Foto von einem kleinen Mädchen steht, dessen Gesicht mit einem roten Kreuz unkenntlich gemacht worden ist. „Vielleicht finden Sie die Fotos heute süß, aber in ein paar Jahren ist ihrem Sohn oder ihrer Tochter diese Momentaufnahme peinlich“, warnt Schäfer. „Vor zehn Jahren hat man auch nicht die Bilder seiner Kinder an die Hauswand geklebt, so dass es jeder sieht.“

Das mit persönlichen Daten und Bildern im Netz generell sparsam umgegangen werden sollte, weiß auch Eda Sayan, Referentin der EU-Initiative klicksafe: „Insbesondere bei Fotos empfiehlt es sich, diese nur für einen ausgewählten Personenkreis sichtbar zu machen und entsprechende Sicherheitseinstellungen vorzunehmen.“ Dennoch bestehe die Gefahr, dass Aufnahmen der eigenen Kinder Fremden zugänglich gemacht und für ungewollte Zwecke missbraucht werden.

Aber wie kann man seine Kinder davor bewahren? „Am besten schützt man sich vor Datenmissbrauch, in dem man so wenig von sich und seiner Familie preisgibt“, weiß die Expertin. „Zudem sollten die Privatsphäre-Einstellungen regelmäßig überprüft werden.“

Die Dienststelle in Hagen ist eine von 18 in NRW, die Facebook nutzt — und die erfolgreichste. „Obwohl es größere Standorte gibt, hat unsere Seite die meisten Anhänger“, sagt Tino Schäfer nicht ohne Stolz. Vor einiger Zeit warnte der Kommissar davor, seinen Nachwuchs mit der Polizei zu drohen — mit ähnlichem viralen Erfolg. „Ich greife aktuelle Themen auf, die nicht nur für Hagen interessant sind, und bereite diese mit Bildern und einer klaren Nachricht auf. Das scheint zu funktionieren“, erklärt sich Schäfer den Erfolg.

bit.ly/WZpolizeihagen

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