Verkehrschaos: 22 Stunden im Schnee gefangen

Tausende zitterten auf der A45. Das Rote Kreuz verteilte warme Decken und frischen Kaffee.

Siegen. Nichts geht mehr. Schnee und Eis haben die Sauerlandlinie zwischen Siegen und Drolshagen in einen 40 Kilometer langen Parkplatz verwandelt. Tausende Autofahrer müssen die Nacht zu Mittwoch in ihren Fahrzeugen verbringen. Weil Lastwagen auf Talbrücken quer stehen und an Steigungsstrecken hängen bleiben, kommt der Verkehr auf der A45 in Richtung Dortmund über Stunden völlig zum Erliegen. Selbst für die Räumdienste ist kein Durchkommen. Erst nach 22 Stunden beginnt der Verkehr gestern Nachmittag wieder langsam zu rollen.

"Es ist blanke Ironie", sagt Straßenwärter Stefan Holterhoff : Mit seinem voll beladenen Streuwagen, der doch eigentlich die Straßen freimachen soll, steht er sieben Stunden eingekeilt und handlungsunfähig im Stau. Dann löst ihn ein Kollege im steckengebliebenen Laster ab. Nicht nur die Staulänge von 40 Kilometern, auch die Dauer des Staus von Dienstagabend bis gestern Mittag ist rekordverdächtig - auch wenn niemand bei der Polizei Statistiken führt.

"Ich konnte mich nur hinten anstellen", sagt Holterhoff resigniert. Laster standen in zwei Spuren quer, und andere Autos versuchten, über den Tiefschnee auf der dritten Spur zu fahren. "Die blieben dann aber selbst stecken." Schuld an dem Chaos sei nicht nur das Wetter, meint Paul Helmes von der Autobahnmeisterei. Rücksichtslose Lkw-Fahrer hätten versucht, liegen gebliebene Kollegen zu überholen und sich dann selbst quergestellt, und die Bahn dicht gemacht.

"Es war bitter kalt, und ich habe die Nacht über nicht geschlafen", sagt Karsten Heinrich. Der 29-Jährige aus Gütersloh stand dann mehr als 15 Stunden im Stau. Er habe damit gerechnet, dass er nicht pünktlich nach Hause kommt - aber nicht damit, die ganze Nacht im 7,5-Tonner ohne Schlafkabine zu verbringen. Als seine Thermoskanne am Morgen geleert war, überraschten ihn aber die Helfer vom Roten Kreuz mit frischem Kaffee.

Beifahrer Thorsten Pütter hatte in der Nacht regelmäßig mit seiner Familie in Langenberg telefoniert, die sich Sorgen machte. Besonders frustrierend sei es gewesen, die Räumfahrzeuge vorbeifahren zu sehen - allerdings auf der Gegenfahrbahn, denn Stau gab es nur in Richtung Dortmund. Die Einsatzkräfte hätten ihr Möglichstes getan: "Ohne das THW und das Rote Kreuz stünden wir wahrscheinlich immer noch hier", sagt er, als der Laster am Mittag endlich wieder anrollt.

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