Verkehr: Sanktionen gegen Rad-Rowdys

Experten wollen Radfahrer stärker kontrollieren. Mit Nummernschildern könnten sie identifizierbar gemacht werden.

Düsseldorf. Der Radfahrer hat es eilig: Als die Ampel an der Düsseldorfer Oststraße rot zeigt, weicht er kurzerhand auf den Bürgersteig aus und rast nur knapp an einigen Fußgängern vorbei.

An der nächsten Kreuzung zieht er wieder auf die Fahrbahn - und übersieht den Kleinwagen, der aus einer Seitenstraße kommt. Nur eine Vollbremsung verhindert den Unfall.

Vielfach gehen solche Manöver aber auch schief: Während die Zahl der Autounfälle sinkt, ist die Zahl der Unfälle mit Fahrrädern in den vergangenen Jahren gestiegen. 2007 waren 79 000 Radfahrer in Unfälle verwickelt, 425 davon kamen ums Leben. Damit sind zehn Prozent aller Verkehrstoten Radfahrer.

Um die Frage, ob das Problem auf das Fehlverhalten von Autofahrern oder auf die Radler selbst zurückzuführen ist, streiten sich die Experten. "In 75 Prozent der Fälle ist der Autofahrer der Hauptverursacher", sagt Ulrich Kalle vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) in NRW.

Friedrich Dencker, Präsident des Deutschen Verkehrsgerichtstags in Goslar, sagt dagegen: "Derzeit benehmen sich viele Radfahrer so, als ob sie sich in einem rechtsfreien Raum bewegen." Laut einer Studie der Planungsgemeinschaft Verkehr geben 45 Prozent der Radfahrer zu, bei Rot über die Ampel zu fahren.

Für Dencker einer der Hauptgründe für dieses Verhalten: Radfahrer tragen keine Nummernschilder, sind nicht identifizierbar und müssen daher selten Sanktionen fürchten. Deshalb regte er auf dem Verkehrsgerichtstag eine Diskussion über solche Nummernschilder oder eine Ausweispflicht für Radfahrer an. Dadurch seien bessere Kontrollen möglich.

Ein Vorschlag, der vom ADFC strikt abgelehnt wird: "Der bürokratische Aufwand bei den Nummernschildern wäre viel zu hoch", sagt Ulrich Kalle. Es sei auch jetzt möglich, Radfahrer bei Verstößen gegen die Verkehrsregeln anzuhalten. Zudem würde die Hemmschwelle, sich überhaupt ein Fahrrad anzuschaffen, zu groß werden.

Wichtiger sei es, die Probleme von Radfahrern stärker bei der Straßenplanung zu berücksichtigen. In diesem Punkt waren sich die Experten beim Verkehrsgerichtstag einig: Eine "nachvollziehbare und eindeutige Radwegeplanung" ist eine der Empfehlungen an die Politik, die am Freitag formuliert wurden. "Werden die Bedürfnisse der Radfahrer zu wenig berücksichtigt, fühlen diese sich verlockt, sich nicht an die Verkehrsregeln zu halten", sagte Dencker.

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