USA: 22 Millionen Dollar Entschädigung für Häftling

Knapp zwei Jahre saß Stephen Slevin wegen Trunkenheit im Gefängnis — in Einzelhaft, ohne Urteil und ohne medizinische Versorgung.

Washington. 22 Monate verbrachte der Amerikaner Stephen Slevin hinter Gittern — eine Autofahrt unter Alkoholeinfluss brachte den 56-Jährigen vor gut sieben Jahren im Bezirk Dona Ana County im Bundesstaat New Mexiko ins Gefängnis. Jetzt sprach ihm ein Gericht eine Entschädigung zu. Gut 22 Millionen Dollar (umgerechnet etwa 16 Millionen Euro) erhält Slevin für die knapp zwei Jahre Haft, die mehr an Folter als an Strafvollzug erinnern.

Ohne jemals einem Haftrichter vorgeführt zu werden, wurde er ins Gefängnis gesteckt. Als sich herausstellte, dass der Häftling in der Vergangenheit unter Depressionen gelitten hatte, steckte man ihn in Einzelhaft, die in der Regel für besonders gewalttätige Verbrecher vorgesehen ist. Dort vegetierte Slevin unter schier umenschlichen Bedingungen.

Er hatte keinen Kontakt zu anderen Häftlingen. Die Toilette wurde nicht gereinigt, Essen und Trinken auf schmutzigen Tellern und Bechern bekam er in unregelmäßigen Abständen. Slevins Fingernägel wuchsen so lang, dass sie sich aufrollten. Auch musste er sich in stundenlanger Kleinstarbeit einen verfaulenden Zahn selbst ziehen, weil der Schmerz unerträglich wurde, man ihm die medizinische Behandlung aber verweigerte. „Es war Folter, er begann zu verfallen“, sagt Slevins Rechtsanwalt Matthew Coyte.

Nach seiner Freilassung im Juni verklagte Slevin den Staat wegen der Verletzung seines Rechts auf ein gerechtes Verfahren. Der Richter, der ihm das Schmerzensgeld zusprach, bekannte: Es gehe nicht nur darum, Slevin zu entschädigen: „Jeder in Amerika soll verstehen, dass ein so grober Missbrauch der Justiz nicht geduldet wird.“

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