Fragen & Antworten Unwetter: Tod durch Blitzschlag ist extrem selten

Eine 73-jährige Aachenerin stirbt, als ein Gewitter sie im Wald überrascht. Sie war mit dem Rad unterwegs. Was ist genau passiert? Wie kann man sich schützen?

Aachen. Dunkle Wolken über Aachen, Donnergrollen. Eine Frau ist mit dem Rad im Wald unterwegs, als der Blitz einschlägt. Die 73-Jährige kommt ums Leben. Nach Einschätzung der Polizei wollte sie an jener Stelle am Pommerotter Weg während des Unwetters, das in Aachen am Montag zwischen 18.40 Uhr und 19.20 Uhr tobte, Schutz suchen. Am Ende wird sie eines der seltenen Opfer durch einen Blitzeinschlag. Ein Spaziergänger findet sie am gegen 20.40 Uhr unter einer Buche. Nach Informationen unserer Zeitung hatte sich der Ehemann der Getöteten aus Sorge um seine Frau genau um diese Zeit auf die Suche nach ihr gemacht. Er stieß schließlich am Unglücksort auf die Rettungskräfte, die vom Spaziergänger gerufen worden waren. Fragen und Antworten zum Thema:

Dazu liegen keine gesicherten Erkenntnisse vor. Laut Feuerwehr ist es möglich, dass der Blitz ursprünglich in eine Buche oder in die Erde eingeschlagen und die Frau sich nur in unmittelbarer Nähe aufgehalten hat. Jedenfalls ist nur der Rettungsdienst alarmiert worden. Ein brennender oder abgeknickter Baum wurde laut Feuerwehr nicht gemeldet.

Auch das ist noch unklar. Die Polizei hat es sichergestellt. Laut Polizei war die Kette des Rades, anders als zunächst von der Feuerwehr mitgeteilt, nicht geschmolzen.

Bei einem Blitzeinschlag entsteht schlagartig große Hitze. Opfer von Blitzeinschlägen weisen deshalb häufig Verbrennungen auf. Auch die 73-Jährige hatte äußerlich erkennbare Verletzungen. Sie wies „für einen Blitzeinschlag typische Verletzungen auf“, wie die Ermittler der Polizei sagen. Was bei der Frau letztlich zum Tod führte, steht aber noch nicht fest. Das soll eine Obduktion klären. Das Ergebnis soll heute vorliegen.

Wird man direkt getroffen, steigt die Spannung im Körper auf mehrere 100 000 Volt an. Mögliche Folgen: Herz- oder Atemstillstand. Laut Experten vom Deutschen Wetterdienst (DWD) überleben rund zwei von drei Menschen, die von einem Blitz getroffen wurden. Sie haben dann jedoch mit Spätfolgen zu kämpfen. Es kann zu Muskel- und Nervenlähmungen kommen, zu Bewusstseinsstörungen, Bluthochdruck und Persönlichkeitsveränderungen.

Es handelt sich um ein extrem seltenes Unglück. Nach Angaben des Landesstatistikamtes NRW ist in den vergangenen Jahren maximal ein Mensch, teils aber auch gar keiner durch einen direkten Blitzeinschlag getötet worden. Bundesweit kommen drei bis vier Menschen pro Jahr durch einen Blitz ums Leben. So ist es auch wenig überraschend, dass in Aachen laut Feuerwehr in den vergangenen Jahren niemand von einem Blitz getroffen wurde.

Wichtig ist nach Angaben von Andreas Friedrich vom DWD, sich mehrere Meter entfernt von allen größeren metallischen Gegenständen aufzuhalten, wenn man im Freien von einem Gewitter überrascht wird. Also: nicht Fahrrad fahren oder das Fahrrad schieben, Wander- oder Walkingstöcke ablegen und weggehen, Masten und Zäune meiden. Auf die leichte Schulter nehmen sollte man die Sicherheitshinweise nicht. Nils Lapp, Lagedienstführer der Aachener Berufsfeuerwehr: „Bei jedem Gewitter besteht Lebensgefahr.“ Auf jeden Fall sollte man sich die Warnapp „Nina“ (Notfall-, Informations- und Nachrichten-App) vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe auf seinem Smartphone installieren. Auf diese Weise wird man schnellstmöglich vor Unwettern in der Umgebung gewarnt. „Buchen sollst Du suchen“ ist immer wieder zu hören. „Das ist völliger Quatsch“, sagt Friedrich. „Der Blitz schlägt in jeden Baum ein.“ Auch die Aachenerin wurde neben einer Buche gefunden. Das Gefühl, dass man unter einem Baum geschützt steht, sei bei Gewittern grundfalsch. Ganz im Gegenteil sei es sogar extrem gefährlich, sich direkt neben einen Baum zu stellen. „Sie können regelrecht explodieren, wenn ein Blitz in sie einschlägt. Das ist, als stünden sie direkt neben einer Bombe.“ Man solle sich so weit vom Baum entfernen, dass auch weggesprengte Äste oder ein gesamter umfallender Baum einen nicht mehr verletzen könnten.

Der DWD-Experte rät dazu, sich im freien Gelände mit ausreichend Abstand zum größeren Bäumen eine tiefer gelegene Mulde zu suchen. Dort sollte man sich möglichst klein machen, mit dicht aneinander gestellten Füßen in die Hocke gehen und so verharren, bis das Gewitter weitergezogen ist. Die enge Fußstellung ist wichtig, da der Strom sich bis zu 30 Meter um die Einschlagstelle herum im Boden ausbreitet. Die Spannung auf der Erde könne also je nach Position der Füße sehr unterschiedlich sein. Stehen sie zu weit voneinander entfernt, kann ein möglicher Spannungsunterschied zu Bewusstlosigkeit oder Herzstillstand führen.

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