Rheinland-Pfalz Unwetter in Stromberg: Zentrum versinkt im Schlamm-Chaos

Teile der Kleinstadt Stromberg in Rheinland-Pfalz verwandeln sich plötzlich in ein kleines Venedig. Nach einem Gewitter zwingt Hochwasser Bewohner zur Flucht in Booten.

Rheinland-Pfalz: Unwetter in Stromberg: Zentrum versinkt im Schlamm-Chaos
Foto: Thomas Frey

Stromberg (dpa) - Bunte Lockenwickler liegen verstreut im Schlamm, ein Helfer spritzt einen Frisörstuhl ab und ein Radlader schüttet daneben Treibgut auf einen Lastwagen. So etwas hat Harald Hommrich in 35 Jahren noch nie erlebt. So lange schon betreibt er sein Frisörgeschäft in Stromberg im Hunsrück (Rheinland-Pfalz). Am Freitag verwandelte sich während eines Unwetters der sonst so harmlose Welschbach in einen reißenden und über die Ufer tretenden Fluss. Das Wasser stand teils zwei Meter hoch in der Kleinstadt.

Etwa 60 Gebäude werden überflutet. 30 Anwohner sind zunächst in ihren Häusern eingeschlossen. Der Gesamtschaden könnte eine sechs- oder siebenstellige Höhe erreichen. Verletzte gibt es nach Angaben vom Krisenstab des Kreises Bad Kreuznach aber nicht.

Stromberg: Eine Stadt versinkt im Schlamm
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Rund 200 Einsatzkräfte von Feuerwehr, Technischem Hilfswerk und anderen Organisationen eilen herbei. Etliche Bewohner in der trichterförmigen Tallage des Stromberger Zentrums werden mit Booten gerettet. Auch der rheinland-pfälzische Innenminister Roger Lewentz (SPD) macht sich in Gummistiefeln ein Bild von der schlammigen Lage.

Die Schaufensterscheibe des Frisörs Hommrich in der Schlossstraße ist zersplittert. „Das war die Wucht vom Wasser“, sagt seine Tochter Denise. Ein daneben geparktes Auto haben die Fluten an eine Hauswand gedrückt. Harald Hommrich habe sein Frisörgeschäft gerade erst renoviert, erzählt eine Nachbarin in dem idyllisch gelegenen Kleinstädtchen mit etwas mehr als 3000 Einwohnern.

Viele von ihnen greifen zu Schaufeln und Schläuchen. „Ganz Stromberg hilft“, sagt Denise Hommrich. Helfer holen verschmutztes Mobiliar aus Häusern. Manche arbeiten barfuß, es ist hochsommerlich warm.

Helfer Giuliano Ciavarrella berichtet: „Das Gewitter ist gekommen und ich habe aus dem Fenster geschaut. Nichts Neues. Zehn Minuten später habe ich wieder rausgeschaut und hier einen neuen Fluss gesehen.“ Auch Hagelkörner seien gefallen. Nur wenige Kilometer weiter: Sonnenschein. Es ist einer der bislang heißesten Tage des Jahres.

Philipp Köhler vom Krisenstab erläutert: „Der Schlamm ist das Problem. Der darf nicht fest werden, denn dann kriegt man ihn nicht mehr weg.“ Also schuften die Helfer ohne Unterlass. Und die vollgelaufenen Keller? Köhlers Kollege Florian Seith sagt: „Die können wir erst leerpumpen, wenn das Wasser weiter abgelaufen ist.“ Also ein langer Einsatz - wohl auch noch am Samstag. Geschädigte können sich über Nacht in ein Betreuungszentrum flüchten.

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