Tüv: Jeder sechste Bus fällt durch

Mängel nehmen zu. Experte nennt Entwicklung bedenklich.

Berlin. Wegen schwerer Technikmängel fallen mehr Busse bei der Tüv-Prüfung in Deutschland beim ersten Mal durch. Der Anteil der Reise- und Linienbusse mit erheblichen Beanstandungen stieg im Vergleich zum Vorjahr von 13,8 auf 15,2 Prozent, wie der Verband der Technischen Überwachungsvereine (VdTüv) am Mittwoch mitteilte.

Besonders oft wurden Sicherheitsmängel an der Beleuchtung entdeckt, die jeder fünfte Bus hatte. Auch Motormängel, Rostschäden und Achs- Probleme fielen auf. Vor allem ältere Busse müssen erst zur Werkstatt, ehe sie eine neue Plakette bekommen.

„Die Entwicklung ist nicht alarmierend, aber bedenklich“, sagte VdTüv-Geschäftsführer Klaus Brüggemann. Der Anteil der Busse mit erheblichen Mängeln steigt bereits seit einigen Jahren.

In der ersten Auswertung 2010 hatte die Rate bei 12,4 Prozent gelegen. Mängelfrei waren nun 54,6 Prozent der Busse, geringe Mängel hatten 30,1 Prozent, wie die Tüv-Statistik ergab. Verkehrsunsicher — also sofort stillzulegen — waren demnach 0,2 Prozent. Dies waren hochgerechnet etwa 160 Busse.

Schwachstelle Nummer eins war die Beleuchtung, die bei jedem fünften Bus moniert wurde. „Die hohe Quote ist vermeidbar und für uns nicht nachvollziehbar“, sagt Brüggemann. Dabei ließen sich Scheinwerfer vor dem Start doch leicht vom Fahrer kontrollieren.

Auf manchen Betriebshöfen gebe es dafür auch Spiegel für einen bequemen Blick auf die Rücklichter. Sicherheitsrelevant können auch andere Mängel sein. So gehört der Check, ob der Motor Öl verliert, eigentlich in die Kategorie Umwelt. Lecks im heißen Motorraum bedeuten aber ein hohes Brandrisiko.

Auch das Alter spielt eine wichtige Rolle: „Je älter ein Bus wird, desto mehr Mängel stellen wir fest“, sagte Brüggemann. Nach einem Jahr wurden gravierende Beanstandungen bei 4,7 Prozent der Fahrzeuge festgestellt.

Nach zehn Jahren war schon jeder sechste Bus (16,8 Prozent) betroffen, nach 20 Jahren jeder vierte (26,3 Prozent). Ausgewertet wurden Hauptuntersuchungen von rund 50 000 Linien- und Reisebussen. Zu Jahresbeginn waren in Deutschland rund 76 000 Kraftomnibusse zugelassen.

Lücken bei der Überprüfung sieht das Bundesverkehrsministerium derweil nicht. „Wenn Defizite aufgespürt werden, ist es ein gutes Zeichen, dass anständig kontrolliert wird“, sagt ein Sprecher. Ihre jährlich fünf Milliarden Fahrgäste transportieren Busse bisher überwiegend im Nahverkehr. An der Wartung dürfe nicht gespart werden, mahnt der TÜV. Das sollten auch Schnäppchenjäger beim Ticketkauf bedenken.

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