Tauwetter: Am Wochenende droht die große Flut

Koblenz/Offenbach (dpa) - Land unter: In Deutschland sind wegen des Tauwetters erste Flüsse über die Ufer getreten. An Mosel und Rhein kommt die große Flut wohl an diesem Wochenende. Auch an der Oder ist die Lage ernst.

Straßen mussten gesperrt werden, Keller liefen voll. Die Feuerwehr war in einigen Gebieten bereits im Dauereinsatz. Und das Wasser soll vielerorts weiter steigen. Ein Jahrhunderthochwasser droht aber nach Stand vom Freitagabend nicht.

Vor allem am Rhein und an der Mosel muss nach Angaben von Experten in den kommenden Tagen mit Überflutungen gerechnet werden. In Trier wurde ein Katastrophenstab eingerichtet. In Koblenz, wo die Mosel am Deutschen Eck in den Rhein fließt, könnte es das größte Hochwasser seit zehn Jahren werden. Teile der Altstadt könnten dort überflutet werden.

An der Oder bereitet vor allem das Eis Sorgen. Auf dem Fluss sind Eisbrecher im Einsatz, damit die Wassermassen schneller in die Ostsee abfließen können. „Die Lage ist stabil, aber sehr, sehr ernst“, sagte der Präsident des brandenburgischen Landesumweltamtes, Matthias Freude. Sorge bereitet ihm vor allem das aus dem polnischen Nebenfluss Warthe erwartete Eis. Freude sprach von einem „Wettlauf“ zwischen diesem Eis und den Eisbrechern.

Auch vom Neckar, wo der Schiffsverkehr wie auf der Mosel eingestellt wurde, und vielen anderen Flüssen im Süden Deutschlands wurden steigende Wasserstände gemeldet. Überschwemmungen gab es auch in Teilen Bayerns und Hessens. Auch im Osten Deutschlands schwollen viele Flüsse an.

Am Anfang machten vor allem kleinere Flüsse Probleme, die den tauenden Schnee aus den Höhenlagen abtransportieren. Sie spülten gewaltige Wassermassen in die größeren Flüsse. Auch auf Abschnitten des Rheins droht die Einstellung des Schiffsverkehrs.

In Rheinland-Pfalz traten kleine Flüsse wie der Glan und der Kuselbach stellenweise über die Ufer und überfluteten ganze Ortsteile. Betroffen waren unter anderem die Orte Odenbach und Rammelsbach - dort standen mehrere Häuser im Wasser, Straßen mussten gesperrt werden.

Klaus Jung, der Bürgermeister der Verbandsgemeinde Altenglan, zu der Rammelsbach gehört, hatte das Ansteigen des Wassers in der Nacht von seinem Haus aus beobachtet. „Es war schon beängstigend“, sagte er. In Odenbach erreichte der Glan einen Stand von über 5 Metern - vor ein paar Tagen war das Flüsschen nur 1,50 Meter tief.

Auch an der Mosel gab es bereits erste Überflutungen. Im Weinort Zell wird damit gerechnet, dass der Fluss Teile des Ortes überfluten könnte. In Flussnähe wurden hier in den Geschäften die Waren in Sicherheit gebracht.

In Trier stieg das Wasser der Mosel innerhalb von 24 Stunden um 4,50 auf mehr als 8 Meter. Für Samstagabend rechnen die Experten nach eigenen Angaben damit, dass die kritische Marke von 9 Metern überschritten wird, dann könnten Keller überflutet werden. Der erwartete Höchststand könnte am Sonntag mit knapp über 9 Metern erreicht werden. Zum Vergleich: Beim „Jahrhunderthochwasser“ 1993 waren es 11,28 Meter.

Am Rhein steht zunächst vor allem Koblenz im Blickpunkt. Am Samstag sollen in gefährdeten Stadtteilen Stege gebaut werden. In der Stadt, in der im April die Bundesgartenschau (Buga) beginnt, sei für Montag ein Ansteigen des Wassers in den Bereich von 7,50 bis 8 Meter „nicht auszuschließen“, meldete die Hochwasserzentrale. Bei rund 7,20 Metern wird das Deutsche Eck überflutet. Bei den großen Hochwassern 1993 und 1995 hatte der Wasserstand in der Stadt sogar die 9-Meter- Marke überschritten. Das Ausstellungsgelände der Buga ist durch hohe Mauern geschützt.

Unterhalb der Moselmündung sei mit einem raschen Anstieg der Wasserstände des Rheins zu rechnen, so das Hochwassermeldezentrum. In Köln wird am Sonntag ein Stand von 8 Metern erwartet, dann könnten auch dort die ersten Keller überschwemmt werden. Am Freitag kletterte der Wasserstand auf mehr als 4,50 Meter.

Der Deutsche Wetterdienst konnte mit Blick auf die nächsten Tage keine Entwarnung für die Hochwassergebiete geben: Er sagte Dauerregen und starke Schneeschmelze voraus. Wer sich über die neuesten Hochwasserprognosen informieren wollte, brauchte zumindest in Rheinland-Pfalz Geduld. Der Server für die Internetseite des dortigen Hochwasserwarndienstes war so überlastet, dass die Seite zeitweise nur noch im Schneckentempo arbeitete.

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