„Spur 130“ überführte Mörder von Mary-Jane

Siebenjährige lebte in Sichtweite ihres späteren Peinigers: Sie war das zutrauliche Mädchen, er der Sonderling von nebenan.

Zella-Mehlis. Ein Fußweg führt von der Wohnung, in der Mary-Jane mit ihrer Mutter lebte, zu dem Haus, in dem die Siebenjährige schreckliche Stunden durchleben musste. Vor dem Eingang des Plattenbaus im thüringischen Zella-Mehlis stehen am Tag nach der Verhaftung von Tino L. zahlreiche Polizeiwagen. Ermittler durchsuchen die Wohnung des mutmaßlichen Kindermörders.

Vor Mary-Janes Haus ist es ruhiger. Kerzen, Briefe von Freunden sowie Bilder der Siebenjährigen erinnern an das Mädchen. Mary-Jane wurde sexuell missbraucht, bis zur Bewusstlosigkeit gewürgt und ertrank schließlich in einem Bach.

Selbst dem erfahrenen Leiter der Sonderkommission „Mary“, Kriminalhauptkommissar Andreas Beez, steht die nervenaufreibende Arbeit der vergangenen beiden Wochen ins Gesicht geschrieben. Bis zu 16 Stunden am Tag hätten seine 50 Mitarbeiter jede Spur geprüft, seit Wanderer das Mädchen am 25. Juni tot im Wald bei Zella-Mehlis fanden. Am Samstag können die Ermittler in Suhl endlich verkünden: Wir haben ihn. Der Tatverdächtige Tino L. ist 37 Jahre alt, unverheiratet, wegen Drogen- und Verkehrsdelikten vorbestraft.

Viele Puzzlerteile hatten die Beamten zusammengesetzt, bevor Tino L. am Freitag festgenommen werden konnte. Spur 130 überführte ihn: Zeugenaussagen und ein falsches Alibi lockten die Beamten auf die Fährte des Wäschereimitarbeiters. Seine DNA-Probe stimme mit Spuren überein, die an dem toten Kind gefunden wurde. „Es besteht Klarheit über das Schicksal der kleinen Mary-Jane“, betonte Beez.

Nachbarn beschreiben Mary-Jane, die am Montag acht Jahre alt geworden wäre, als zutrauliches Kind. „Die ist mit jedem mitgegangen“, erzählt ein Nachbar. Das nutzte Tino L. offensichtlich aus. Er kannte das Mädchen und seine Mutter (28), war mehrmals in deren Wohnung. Mutter und Tochter hätten ihn aber nicht sonderlich gemocht, heißt es.

Dennoch folgte Mary-Jane dem Mann am 24. Juni in seine Wohnung. Was dann geschah, darüber äußern sich die Ermittler vage: Nach dem Missbrauch sei das Mädchen noch lebend mit ihm in den Wald gegangen. Dort würgte Tino L. die Siebenjährige und legte sie dann in den Bach. „Das Kind ist ertrunken“, sagt Ermittler Beez zwei Wochen später.

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