Sprengstofffund: Offenbar Erpressungsversuch

Dortmund/Karlsruhe (dpa) - Einen Tag nach dem Sprengstofffund am Dortmunder Fußballstadion verdichten sich die Hinweise auf einen Erpressungsversuch. Der mutmaßliche Täter soll bereits im vergangenen Jahr versucht haben, die Drogeriemarktkette dm zu erpressen.

Gegen den 25-Jährigen wurde Haftbefehl erlassen, wie Polizei und Staatsanwaltschaft Karlsruhe am Freitag berichteten. Der Präsident des Bundeskriminalamts, Jörg Zierke, hatte bereits am Donnerstagabend erklärt, es gebe keine Hinweise auf einen terroristischen oder islamistischen Hintergrund. Der Mann habe die Behörden wohl erpressen wollen. „Er wollte ein gesichertes Leben danach, er wollte letztlich Geld von uns, und die Chance habe ich ihm natürlich nicht gegeben“, sagte Zierke der ARD.

Ob die drei am Dortmunder Stadion platzierten Sprengsätze tatsächlich hätten explodieren können, werde vor nächster Woche nicht klar sein, sagte eine BKA-Sprecherin auf dpa-Anfrage. Das Bundesliga-Spitzenspiel Borussia Dortmund - Hannover 96 kann ohne Einschränkung diesen Samstag (15.30 Uhr) stattfinden.

Die Verbindung zwischen dem Karlsruher Erpressungsversuch und dem Dortmunder Sprengstofffund hätten die Ermittler mit einem „sprachlichen Abgleich“ von Schreiben des 25-Jährigen hergestellt, teilten Staatsanwaltschaft und Polizei mit. Der Mann hatte den Angaben zufolge Anfang 2010 in mehreren Schreiben versucht, die Drogeriekette zu erpressen. Im Juni 2010 vergangenen Jahres brach der Kontakt der Polizei zu dem Erpresser ab.

Im Februar 2011 soll sich der aus Krefeld stammende 25-Jährige Kontakt zur deutschen Botschaft in Pakistan aufgenommen und Informationen über zwei in Deutschland geplante Anschläge angeboten haben. Zuletzt hatte er auch das Stadion in Dortmund als mögliches Ziel genannt. Nachdem er in einem Kölner Hotel festgenommen worden war, berichtete er von den Sprengstoffverstecken.

Der 25-Jährige sitzt den Angaben zufolge in Untersuchungshaft. Ob er weiter vernommen wird, wollte die BKA-Sprecherin nicht sagen. Die Behörde äußere sich generell nicht zu laufenden Ermittlungen.

Das Bundesliga-Spitzenspiel zwischen Borussia Dortmund und Hannover 96 findet diesen Samstag wie geplant statt. Die Polizei sieht keine Gefahr für die Zuschauer. „Es ist für uns ein ganz normales Bundesligaspiel“, sagte ein Sprecher. Der BVB selbst will seine Sicherheitsvorkehrungen aber erhöhen.

Der 25-Jährige könnte nach Experten-Einschätzung ein gefährlicher Psychopath sei. „Wir müssen von einem unberechenbaren und brandgefährlichen Menschen ausgehen (...)“, sagte der Psychotherapeut und Traumatologe Christian Lüdke am Freitag in einem dpa-Gespräch. „Egal, ob die gefundenen Sprengsätze echt sind oder sich als Attrappen erweisen sollte: Man muss so einen Fall immer ernst nehmen. Es ist hohe kriminelle Energie im Spiel.“

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