Sprache: Deutsch im Schlussverkauf

Fremd- und Lehnwörter sind Teil einer jeden Sprache. Doch die Dominanz des Englischen geht den meisten Deutschen zu weit. Sie verstehen es nicht.

Düsseldorf. "There’s no better way to fly" heißt der Werbespruch (Die Werber selbst würden wohl sagen: Slogan) der Lufthansa. Und die ist ja bekanntlich noch ein deutsches Unternehmen. Warum heißt es dann nicht: "Keiner fliegt Sie besser"? Zugegeben: Es klänge nicht so bonusmeilenmäßig weltoffen. Aber jeder würde es verstehen.

Die Sprachfreunde der Aktion "Lebendiges Deutsch" regt diese Anglomanie auf: "Dass 60 Prozent der Deutschen gar nicht Englisch können, muss die Lufthansa nicht beunruhigen: Unter ihren Passagieren sind es vielleicht nur 30 Prozent. Und warum soll man zu allen Passagieren nett sein!", heißt es ironisch in einem - wie heißt gleich das deutsche Wort dafür ? - Handout, das die Aktion gerade deutschen Redaktionen zugeschickt hat und das nun auch in unserem Newsroom (!) liegt.

Zahlreiche Professoren haben sich der Aktion angeschlossen und fahnden nun nach schönen deutschen Wörtern für englische Begriffe, die sie nicht mögen. Dabei geht es ihnen nicht um die "Bar", die man nach dem "Job" aufsucht, um dort einen heißen "Flirt" zu "starten". Das seien "richtig schöne Importe aus dem Englischen", die keiner mehr als solche heraushöre. Ärgerlich wird es erst, wenn man an der "Hotline" des "Job-Centers" ganz "uncool" scheitert. Dann heißt es nicht nur für die Sprachfreunde: No fun, also: Schluss mit lustig!

Tatsächlich begreifen inzwischen immer mehr Unternehmen, dass ihr "Schnöselkauderwelsch" ("taz") nicht ankommt, und zwar in jeder Hinsicht. Erstens wirkt die Anglomanie auf immer mehr Menschen abstoßend, ja arrogant. Zweitens verstehen sie nicht, was gemeint ist, wie mehrere Studien zeigten. Der Sat-1-Spruch "Powered by emotion" wurde von Befragten so übersetzt: "Kraft durch Freude". Douglas trennte sich von "Come in and find out", denn dies wurde so interpretiert: "Komm rein und finde wieder raus!" Heute heißt es bei der Parfümerie: "Douglas macht das Leben schöner." Jetzt stimmt es sogar!

Ford dagegen hat nichts dazugelernt: Der Werbespruch "Feel the difference" bedeutet eigentlich: Spüre den Unterschied. Doch viele Autofahrer verstehen da offenbar nur noch railway station (Bahnhof): Fühle das Differential? Ziehe die Differenz ab?

Wenn es nur die Ford-Werbung wäre, die gegen die Wand fährt, müsste sich niemand aufregen - außer Ford. Sprachforscher sorgen sich mehr um das gute alte Deutsch. Denn das Englische dominiert schon so sehr, dass es sogar die deutsche Grammatik nachhaltig unterwandert. So heißt es im Deutschen korrekt, dass etwas "sinnvoll ist" oder einen "Sinn ergibt". Trotzdem sagen viele Menschen inzwischen, etwas mache Sinn. Dabei ist "Sinn machen" (englisch: to make sense) nicht wirklich richtig. Noch so eine Verenglischung! Denn statt "nicht wirklich" (not really) sollte es korrekt heißen: "eher nicht". Okay?

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