Loveparade-Katastrophe Online-Petition: Mutter, die ihren Sohn verlor, fordert Prozess

Duisburg. „Ich habe meinem Kind versprochen, dass ihm wenigstens Gerechtigkeit widerfährt. Bisher ist es das einzige Versprechen meinem Sohn gegenüber, das ich nicht halten konnte.

Mit einer Petition hofft die Mutter eines Opfers, das Verfahren zum Unglück zu eröffnen.

Mit einer Petition hofft die Mutter eines Opfers, das Verfahren zum Unglück zu eröffnen.

Foto: Screenshot

Alles, was ich Christian im Leben versprochen hatte, habe ich immer gehalten. Bitte helfen Sie mir mit Ihrer Unterschrift, dass ich auch mein letztes Versprechen einlösen kann.“

Mit diesen Sätzen endet die Online-Petition von Gabi Müller, die gestern Nachmittag bereits knapp 19000 Menschen unterzeichnet hatten. Minütlich werden es mehr. Gabi Müller verlor bei der Loveparade-Katastrophe am 24. Juli 2010 ihren einzigen Sohn Christian. Er starb im Gedränge an der Rampe, die zum Loveparade-Gelände führte.

Sie schreibt: „Als ich die Nachricht bekam, dass der Prozess gegen zehn Verantwortliche eingestellt wird, war das für mich, als wäre mein Sohn ein zweites Mal gestorben. Die Richter sagen, dass es nicht genügend Beweise gebe. Nach sechs Jahren Ermittlungen.“ Deshalb kämpft sie in der Öffentlichkeit für die Wiederaufnahme des Prozesses. Mit möglichst vielen Unterschriften möchte sie die zuständigen Richter des Oberlandesgerichts (OLG) Düsseldorf darauf aufmerksam machen, dass nicht nur die direkt Betroffenen, sondern auch eine größere Öffentlichkeit es für angebracht hält, dass die Umstände, wie es zu der Katastrophe kommen konnte, in einem Strafverfahren aufgeklärt werden sollen.

„Die Justiz hat sich nicht mit Ruhm bekleckert“, sagt Müllers Anwalt Julius Reiter. Seine Düsseldorfer Kanzlei vertritt mehr als 100 Opfer, darunter Hinterbliebene von vier Todesfällen. Er sieht das Platzen des Prozesses vor dem Landgericht Duisburg als „Justizskandal“ und setzt darauf, dass das OLG anders entscheidet „und für eine lückenlose Aufklärung des Ereignisses sorgt.“

Reiter mahnt: „Schließen sich die Düsseldorfer Richter ihren Duisburger Kollegen an, werden die Betroffenen nicht mehr erfahren, wie es zu der Katastrophe in Duisburg kommen konnte. Umso wichtiger ist es, dass die Öffentlichkeit die Justiz dringlich zur Aufklärung der verhängnisvollen Umstände auffordert.“

Eben dies versucht Gabi Müller nun mit ihrer Petition und hofft darauf, dass diese Einfluss auf die Entscheidung des OLG hat. Wann die Richter ihre Entscheidung treffen, ist noch offen.

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