Skandal: Sankt Pauli und der Latex-Stadl

Die CSU-Politikerin Gabriele Pauli posierte als Domina in einem Hochglanz-Magazin – und setzt damit ihre Karriere aufs Spiel. Die Fürther CSU-Rebellin warf dem Magazin vor, "die Grenze der seriösen Berichterstattung" überschritten zu haben.

München. Eine Mitgliederbefragung über den Spitzenkandidaten für die Wahl 2008 soll her - diese Forderung erhielt Edmund Stoiber Donnerstag Morgen schriftlich. Unterzeichnerin: Landrätin Gabriele Pauli.

Der CSU-Chef hält einen solchen Volksentscheid zwar für Unfug, dürfte sich diesmal aber von der aufmüpfigen Kommunalpolitikerin nur mäßig gequält fühlen. Zu durchsichtig erscheint der Polit-Aktivismus der Fürther CSU-Rebellin. Zu groß ist der Schlamassel, in dem sie selbst steckt, um sich wieder einmal maßlos über sie aufzuregen. Es ist ein offenes Geheimnis: Die 49-Jährige will ablenken von einer Affäre, die sie ihre politische Karriere kosten könnte.

Dabei hatte alles so harmlos angefangen mit einer kleinen, frivolen Selbstinszenierung für das Magazin "Park Avenue". Doch dann lief die Sache mit der Fotostrecke aus dem Ruder. Vom "Höschen-Stadl" tuschelt der CSU-Stammtisch nun, "Latex-Pauli" höhnt die oppositionelle SPD. Und der Chefredakteur eines Herrenmagazins tönt in "Bild", er wolle Frau Pauli als Nacktmodell gewinnen. Aber von Anfang an: In seiner April-Ausgabe präsentiert "Park Avenue" seinen Lesern eine faustdicke Promi-Überraschung. In dem Heft nämlich räkelt sich Gabriele Pauli in lasziven Posen, trägt eine rothaarige Perücke, schwarze Gesichtsmaske und goldenen Stretch-Mini. Auf einigen Bildern steckt sie aber auch in Ledermontur, langen Latex-Handschuhen und High Heels. Gabi, die Latex-Landrätin und das Biker-Girl.

Eigentlich hatte sich Pauli "auf die Fotostrecke gefreut". Als sie die Zeitschrift in der Hand hielt, wich die Vorfreude allerdings blankem Entsetzen. Nicht nur, dass die Foto-Story süffisant mit "Sankt Pauli" überschrieben war. Fassungslos war sie über eine Passage des Begleittextes: "Die Unterhose drückt sich unfotogen unterm Kleid durch? Sie zieht sie aus und lässt sie diskret in ihrer Handtasche verschwinden."

Da schwante Pauli, dass die als freche PR-Kampagne geplante Aktion zum Image-Gau werden würde. In einem Brandbrief an den verantwortlichen Park-Avenue-Redakteur konterte sie: "Bezug nehmend auf die ,Höschen-Passage’ möchte ich feststellen, dass ich zur Wahrung meiner Privatsphäre alle Anwesenden gebeten hatte, den Raum zu verlassen."

Pauli warf "Park Avenue" vor, die "Grenze der seriösen Berichterstattung" überschritten zu haben, während das Magazin alle Schuld von sich wies. Dann schaltete sie einen Anwalt ein und beantragte eine einstweilige Verfügung gegen die Veröffentlichung der Fotos in anderen Medien.

Persönliche Daten: Gabriele Pauli wurde am 26. Juni 1957 in Schweich (Mosel) geboren. Pauli ist zum zweiten Mal geschieden und hat eine Tochter aus erster Ehe.

Bildung: Pauli studierte Betriebswirtschaft an der Universität Erlangen-Nürnberg. 1986 folgte die Promotion.

Karriere: 1977 trat sie in die CSU ein. 1990 wurde sie in Zirndorf zur Landrätin gewählt - als jüngste in Deutschland. Seit 1989 ist Pauli Mitglied im CSU-Landesvorstand.

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