Seilbahnpanne: 43 Menschen in eisiger Höhe gefangen

Mit Hubschraubern und Seilen werden Passagiere aus den Gondeln gerettet.

Lenggries. Das Knattern der Rotorblätter ist schon von weitem zu hören. Im Minutenabstand starten Dienstagvormittag von der Talstation der Seilbahn auf das Brauneck im oberbayerischen Lenggries die Hubschrauber Richtung Gipfel. Sie fliegen Dutzende Bergwacht-Helfer zu den Gondeln der Seilbahn, die nach einer Notabschaltung bei eisigen Temperaturen bewegungslos in der Luft hängen.

Mit Motorwinden werden Männer, die auf derartige Rettungseinsätze spezialisiert sind, zu den Kabinen abgeseilt. 43 frierende Kinder, Frauen und Männer in 29 Gondeln warten auf ihre Rettung. Alle kommen mit dem Schrecken davon. Nach drei Stunden haben die letzten Skifahrer und Winterwanderer wieder sicheren Boden unter den Füßen.

Einer der Betroffenen ist Peter Gutmann aus dem nahen Eurasburg. Der Extremsportler will sich bei guter Wetterprognose eine Tiefschnee-Abfahrt abseits der präparierten Pisten gönnen. Das Skigebiet am Brauneck ist auch bei Münchnern beliebt.

Kurz vor 9.30 Uhr besteigt er eine der Gondeln. "Wenige Minuten nach dem Start stoppte die Kabine abrupt und schwang dann aus", schildert der 40-Jährige. Gutmann sitzt bei einigen Grad unter Null rund 25Meter über dem Boden in der Kabine fest. "Erst dachte ich, dass noch Material zugeladen wird, doch als die Bahn nach einer halben Stunde noch immer stand, wurde mir klar, dass etwas nicht stimmt."

Dann sieht der Sportsmann auf halber Höhe des Berges auch schon die ersten Rettungsfahrzeuge mit Blaulicht und Martinshorn. In aller Ruhe macht er Fotos mit dem Handy und ruft seine Freundin an. Nach etwa einer Stunde seilt sich ein Bergwacht-Helfer vom Hubschrauber zu seiner Gondel ab, öffnet eine Luke und legt Gutmann den Sitzgurt an, ehe beide nach unten abgeseilt werden.

"Er war gut drauf, ich war gut drauf", sagt der 40-Jährige am Mittag völlig unaufgeregt. "Nach 20 Minuten Fußweg entlang der Skipiste wurde ich an der Talstation von Helfern in Empfang genommen und mit heißem Tee versorgt." Sogar seine Skier hat der Retter aus der Gondel mitgebracht.

Auch die Lenggrieserin Brigitte Meßner hat nur Lob für die Einsatzkräfte übrig. "Als Frau eines früheren Bergwachtlers wusste ich, wie so etwas abläuft." Sie saß zusammen mit ihrem Mann in einer der Gondeln. "Ich habe die Retter sogar gekannt."

Als alles vorbei ist, muss sich Seilbahn-Geschäftsführer Peter Lorenz den kritischen Fragen stellen, warum die Festsitzenden nicht über die Situation informiert worden seien. "Es gab Durchsagen über die Lautsprecher an den Stützen der Seilbahn", erläutert er. Wegen des Hubschrauberlärms waren sie jedoch von den Fahrgästen in den Gondeln kaum wahrzunehmen.

Schon wenige Stunden nach dem Stillstand steht die Ursache des Zwischenfalls fest. Wegen eines Mechanik-Fehlers an der Aufhängung einer Kabine kamen sich drei Gondeln gefährlich nahe. Deshalb wurde die Notabschaltung ausgelöst.

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