Schwangere Schülerin Janine verschleppt und vergewaltigt

Das Martyrium des Mädchens währte drei Tage. Richter schickt den mutmaßlichen Täter in U-Haft.

Solingen. Offensichtlich war die Tat von langer Hand geplant - und die im vierten Monat schwangere Janine S. (16) nur ein Zufallopfer. Davon gehen Kriminalpolizei und Staatsanwalt im Fall der Solinger Gymnasiastin aus. Das Mädchen war am vergangenen Donnerstagmorgen auf ihrem Schulweg von einem derzeit arbeitslosen Solinger (28) überfallen, gewaltsam in dessen Wohnung gebracht und dort drei Tage festgehalten worden. Mehrfach sei sie während des Martyriums vergewaltigt worden.

Ursprünglich habe der 28-Jährige einem anderen Mädchen auflauern wollen, diese Schülerin sei jedoch nicht gekommen. Dies hatte - laut Staatsanwalt - der 28-Jährige seinem Opfer erzählt. Nachdem sich die 16-Jährige am Sonntagmorgen hatte befreien können, konnte der Tatverdächtige bereits wenige Stunden später bei einer Konfirmationsfeier in einem Restaurant an der Bever-Talsperre bei Hückeswagen festgenommen werden.

Ein Solinger Haftrichter schickte den ledigen Arbeitslosen am Montag wegen Geiselnahme und Vergewaltigung in einem besonders schweren Fall in Untersuchungshaft. Er schweigt zu den Vorwürfen. Nach Informationen unserer Zeitung soll der 28-Jährige ein anerkannter Autist sein. Autismus wird als tiefgreifende Entwicklungsstörung eingestuft und zeigt sich durch gravierende Schwächen in sozialen Bindungen und in der Kommunikation.

"Von Autismus ist uns bei dem Tatverdächtigen bislang nichts bekannt", sagte zwar am Montag Wolf Baumert, Sprecher der Wuppertaler Staatsanwaltschaft. Er schilderte aber, dass der 28-Jährige bislang kein Wort sage und nur über Gesten deutlich gemacht habe, dass er sich nicht äußern wolle. Der 28-Jährige war Verkäufer in einem ehemaligen Supermarkt, hatte dort auch eine Ausbildung gemacht. Seit Schließung des Supermarktes im Sommer 2007 war er arbeitslos.

Ehemalige Arbeitskollegen schildern ihn als "pünktlich, arbeitswillig, sehr akribisch, fast pingelig". Er sei "unscheinbar, extrem zurückhaltend, fast scheu" gewesen. Selten habe er jemanden angesprochen. "Er war mir unheimlich", sagte eine Kollegin.

"Um allen Spekulationen vorzubeugen", betonte Staatsanwalt Baumert am Monatg auf einer Pressekonferenz, "wir haben derzeit keine Zweifel, dass sich alles so abgespielt hat, wie es das Opfer berichtet." In der Wohnung des mutmaßlichen Täters - er bewohnt die obere Etage des elterlichen Hauses - seien zahlreiche Beweismittel sichergestellt worden, die die Aussagen des Mädchens untermauerten: der Rucksackranzen der Schülerin, Fesselwerkzeug und Kleidungsstücke, die das Mädchen während seines Martyriums hatte anziehen müssen. Auch nachts sei die Schülerin ans Bett gefesselt worden.

Zu den Beweisfunden passten auch die Verletzungen des Opfers. Der 28-Jährige soll nach Aussage der Schülerin vorgehabt haben, sie "über längere Zeit als seine Gespielin" gefangen zu halten. Nach Aussagen der 16-Jährigen habe sie ihrem Peiniger von der Schwangerschaft erzählt. Dies habe ihn aber nicht von der Tat abgehalten. Der Fötus sei durch die Taten nicht geschädigt worden, so Baumert. Das Opfer wirke derzeit den Umständen entsprechend "gefasst".

Zur Flucht verhalf der 16-Jährigen ein Zufall: Der 28-Jährige und seine im Erdgeschoss lebende Mutter wurden mit dem Taxi zu der Konfirmationsfeier abgeholt. "Das Taxi war schon da, und es gab offenbar keine Zeit mehr zur Fesselung", so Baumert.

Daher habe der Täter gedroht, Janine im Fall eines Fluchtversuchs umzubringen. Warum der Aufenthalt der Schülerin in dem Haus nicht aufgefallen sei, gelte es noch zu klären, sagte Kriminalrat Jörg Unkrig. Mit Schreien habe Janine S. nicht auf sich aufmerksam machen können, weil der Täter gedroht habe: "Wenn du schreist, bring’ ich dich um!"

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