Schulkrieg: In Köln eskalieren die Abifeiern

500 Schüler marschieren zu einem Gymnasium. Kracher und Bengalos gezündet. Drei Polizisten erleiden Knalltrauma.

Köln. Sie tragen schwarze Kapuzenpullover, sind teilweise vermummt, und typische Filmmusik für Kampfszenen läuft im Hintergrund des Videos „KKK — Kölsch Kraat Kommando 2013. The Next Generation“. Zu sehen sind Jugendliche, die mit einem Hündchen posieren, Bobbycar fahren oder Fußballtricks zeigen. Am Ende des Videos sind drei Worte zu lesen: „Seid ihr bereit?“ Eine Kampfansage von Abiturienten an andere Schulen in Köln oder Ironie? Seit drei Jahren nennt sich der Abiturjahrgang des Humboldt-Gymnasiums aus der Kölner Südstadt so und soll 2011 mit seinen Ansagen den sogenannten Schulkrieg in der Stadt herbeigeführt haben. In der Nacht zu Freitag ist er eskaliert.

500 Schüler aus ganz Köln haben sich in der Nacht versammelt, um zum Humboldt-Gymnasium in der Südstadt zu marschieren. Dort warteten 100 Humboldt-Schüler. „Es wurden Bengalos und Knallkörper gezündet, die Schüler haben sich gegenseitig mit Wasser- und Mehlbomben beworfen“, sagte der Kölner Polizeisprecher Andreas Frische. Das Ziel der Meute: auf das Schulgelände des Gymnasiums gelangen. Als die Situation zu eskalieren drohte, haben Polizeibeamte den Weg abgesperrt. „Aus der Menge wurden dann Knallkörper auf die Polizisten geworfen“, sagte Frische. Drei Beamte wurden verletzt, sie erlitten ein Knalltrauma. Die Polizei, die in dieser Woche bereits häufiger wegen der feiernden und pöbelnden Abiturienten ausrücken musste, erteilte den Schülern einen Platzverweis. Ein junger Mann kam nach einer Prügelei in Gewahrsam.

In diesem Jahr gebe es laut Frische besonders viele Straftaten von Abiturienten. Wegen des Angriffs auf die Polizisten gibt es Anzeigen wegen Körperverletzung. Seit Beginn der Abimottowochen liegen insgesamt 17 Strafanzeigen wegen Sachbeschädigung vor. „Die Schüler malen Graffiti an die anderen Gymnasien oder werfen Farbbeutel.“ An einem Gymnasium gab es einen Buttersäureanschlag, Eier und Kuh-Mist wurden an die Wände geschmiert. Die Stadt schätzt den Sachschaden auf 50 000 Euro.

Auf der Facebook-Seite des „Kölsch Kraat Kommando“ aber feiern Abiturienten die Aktion: „Grandioser Sieg, KKK 2013 rulez Mottowoche!“, heißt es da etwa. Das KKK selbst distanziert sich von Sachbeschädigungen. Das habe nichts mehr „mit niveauvollem Duellieren zu tun. Das KKK beschränkt sich auf den Einsatz von Wasserbomben, Stickern und Bannern.“

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