Düsseldorfer Schützen motten ihre Fahne ein Schützen: Wirbel um Reichskriegsflagge

Viel Kritik steckt ein Düsseldorfer Verein nach seinem Umzug ein. Die Schützen reagieren und wollen die Fahne nicht mehr verwenden.

Düsseldorfer Schützen motten ihre Fahne ein: Schützen: Wirbel um Reichskriegsflagge
Foto: anonym, Fotograf der Redaktion bekannt

Düsseldorf. Nachdem die Marine-Gesellschaft der Heerdter Schützen am Wochenende mit der Reichskriegsflagge durch die Straßen Düsseldorfs zog, steht der Verein im Kreuzfeuer der Kritik. Nun will er Konsequenzen ziehen: Die Löricker Gesellschaft will die umstrittene Flagge nicht mehr verwenden.

Düsseldorfer Schützen motten ihre Fahne ein: Schützen: Wirbel um Reichskriegsflagge
Foto: Michaelis

Klare Worte für die Verwendung von der aus dem Kaiserreich stammenden Flagge findet etwa der Historiker Bastian Fleermann, Leiter der Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf. „Das ist nicht akzeptabel. Die Reichskriegsflagge war schon in der Weimarer Republik, dann zur Nazi-Zeit und ist auch heute noch ein Erkennungsmerkmal von Rechtsextremisten.“ Außerdem: Bei den Schützen gehe es doch um Gesellschaft, Gemeinschaft und Fröhlichkeit — „was hat das mit einer Kriegsfahne zu tun?“

Düsseldorfer Schützen motten ihre Fahne ein: Schützen: Wirbel um Reichskriegsflagge
Foto: Nanninga

Ähnlich sieht das der Düsseldorfer Historiker Ulrich Brzosa. Auch wenn die Flagge nicht verboten sei, gehe es um „eine moralische Frage“. Die Schützen sollten ihr Selbstverständnis prüfen. „Das muss nicht sein. Diese Fahne ist dermaßen übel konnotiert“, bekräftigt Volker Neupert vom Düsseldorfer Appell, einem Bündnis gegen Gewalt und Rassismus. „Ein bisschen Sensibilität zur Geschichte sollte man walten lassen“, fordert er und ist sicher: Die Schützen müssten ausreichend traditionsreiche Symbole haben, um auf diesen „nationalistischen Lappen“ zu verzichten.

Zu Besonnenheit indes mahnt Britta Damm von der Interessengemeinschaft Düsseldorfer Schützenvereine: „Es ist ein hochsensibles Thema und wir müssen hochsensibel damit umgehen.“ Der Vorstand stehe auf dem Standpunkt: „Kriegsverherrlichendes hat in den Schützenumzügen nichts zu suchen.“ Aber man wolle — und könne — auch nichts verbieten. Vor allem finde sie schade, dass Ehrenamtler aus dem Brauchtum nun in eine rechte Ecke gedrängt würden. In die sie gar nicht gehörten — „dafür lege ich meine Hand ins Feuer“, sagt sie. Das betont auch Rolf Nieborg vom Bund der Historischen Deutschen Schützenbruderschaften (BHDS) als bundesweite Instanz: „Wir verbieten grundsätzlich Symbole aus der Nazi-Zeit.“ Bei einer Flagge aus dem Kaiserreich, die unter den Nazis verändert wurde, sei die Diskussion schwieriger — sie müsse aber geführt werden: „Ich werde das im Vorstand thematisieren.“

Die Vereine vor Ort in Düsseldorf sind derweil allerdings schon einen Schritt weiter und wollen die Flagge nicht mehr verwenden. Der Heerdter Schützenchef Heinz Dieter Werner sagt: „Wir wollen nicht mit rechten Gruppierungen in Zusammenhang gebracht werden. Wir haben die Brisanz des Themas unterschätzt und die Zeichen der Zeit offenbar nicht richtig erkannt.“ So sei man sich nicht bewusst gewesen, wie sehr die Flagge von rechtsextremen Kräften vereinnahmt wurde. „Für uns war das eine Traditionsfahne.“ Seit der Gründung der Marine-Gesellschaft 1927.

So ist das auch bei den Löricker Schützen, wo sich die Marine-Kompanie im gleichen Jahr gründete. Vereins-Chef Thomas Hummelsbeck betont ebenfalls, dass man die Fahne aus Tradition von den „Vätern und Großvätern übernommen“ habe, ohne sich die historische Bedeutung in vollem Maße bewusst zu machen — aber auch ihn ärgert vor allem, dass die Schützen nun in einem schlechten Licht erscheinen, trotz ihres Engagements im Stadtteil. Die Reichskriegsflagge wird auch in Lörick nicht mehr verwendet — allerdings, weil sie alt war; die neue soll mehr Lokalbezug haben.

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