Schön mitschreiben - Wie Azubis die ersten Tage meistern

Düsseldorf (dpa/tmn) - Bevor die Ausbildung beginnt, ist die Aufregung meist groß. Wie einen guten Eindruck machen? Oft zählen dabei Kleinigkeiten. Halten Jugendliche sich an ein paar Grundsätze, nehmen sie ihre Kollegen oft schnell für sich ein.

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Am meisten Bammel in den Tagen vor Beginn ihrer Ausbildung hatte Lucia Iannotta vor ihren Kollegen. Sie hatte Sorgen, dass sie nicht mit ihnen auskommt. „Und dann habe ich es super getroffen. Alle waren von Anfang an nett und hilfsbereit“, schwärmt die 20-Jährige. Ganz unvorbereitet ist die Auszubildende zur Medienkauffrau in einem Düsseldorfer Fachverlag aber nicht in den Job gestartet. Einen guten Eindruck will jeder in den ersten Tagen hinterlassen. Doch wovon hängt das ab?

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„Zuallererst ist da die Pünktlichkeit“, sagt Jan Duscheck von der Verdi-Jugend, zuständig für alle Fragen rund um die Ausbildung. Gerade wenn Jugendliche nicht in ihrer Heimatstadt eine Ausbildung machen, sollten sie im Zweifel vorher den Weg abfahren. „Dann weiß man genau, welche Busse oder Bahnen man nehmen muss und wie lange es dauert“, sagt Duscheck. Zur Sicherheit kalkulieren Jugendliche lieber ein paar Minuten mehr für den Weg ein.

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Ebenfalls vor dem ersten Tag klären sie am besten den Dresscode. „Manchmal konnte man sich beim Bewerbungsgespräch einen Eindruck davon verschaffen, was die Kollegen tragen“, erklärt Benjamin Krautschat von der Jugend des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) in Berlin. Im Zweifel gilt: „Am Anfang lieber overdressed, als underdressed. Dann kann man sein Outfit am zweiten Tag korrigieren“, sagt Ulrike Friedrich von der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK).

Lucia Iannotta rief vor Ausbildungsbeginn bei ihrer zukünftigen Vorgesetzten an, um nach der Kleiderordnung zu fragen. Gleichzeitig erkundigte sie sich, wie ihre ersten Tage aussehen. „Das ist immer gut, um vorab sein Interesse zu bekunden“, rät Friedrich. Grundsätzlich sollten Schulabgänger ein freundliches, offenes, aber auch zurückhaltendes Verhalten an den Tag legen. „Die Unsicherheit, die jedem am Anfang zugestanden wird, sollte man keinesfalls nassforsch überspielen“, sagt sie. „Hoppla, hier bin ich“ komme nur in den seltensten Fällen an.

Es sei eine Gratwanderung zwischen Zurückhaltung und Eigeninitiative. Gerade in den ersten Tagen beobachten Jugendliche am besten genau die Umgangsformen der Kollegen miteinander. „Selbst wenn sich alle freundlich und locker geben, heißt das nicht, dass man sich als Azubi so verhalten soll“, warnt Duscheck von der Verdi-Jugend. Manchmal gebe es in Unternehmen versteckte Hierarchien, die auf den ersten Blick nicht zu erkennen sind.

Lucia Iannotta hatte Glück: „Zur morgendlichen Kaffeerunde haben mich die Kollegen sofort dazu gerufen“, erinnert sie sich. Nicht ganz so leicht machten es ihr zwei Geschäftsführer: „Die begrüßten mich mit „Hallo ich bin der Claus, hallo ich bin der Thomas““, erzählt sie. Ein klares Zeichen also, dass die beiden Vorgesetzten geduzt werden wollen. Iannotta blieb trotzdem noch einen Monat beim „Sie“. „Genau richtig“, meint Friedrich. Jugendliche sollten erst „Du“ sagen, wenn sie vom Gegenüber ausdrücklich dazu aufgefordert werden.

Grundsätzlich empfehlen die drei, sich am Anfang viel aufzuschreiben. „In den ersten Tagen stürzen so viele Informationen auf einen ein. Da ist es hilfreich, wenn man sich eine Mappe anlegt, in der man dann später das ein oder andere noch einmal nachschlagen kann“, empfiehlt Friedrich. Das signalisiere Interesse ohne gleich streberhaft zu wirken.

Bei aller freundlichen Zurückhaltung sollten Azubis aber auch um ihre Rechte wissen. „Wichtig ist, dass die Azubis einen Ausbildungsvertrag und einen betrieblichen Ausbildungsplan bekommen“, gibt Duscheck zu bedenken. Der Ausbildungsvertrag beinhalte Angaben über die Probezeit, die Vergütung, den Urlaub, teilweise auch zu Regelungen wie Arbeits- und Schutzkleidung.

„Der Ausbildungsplan ist wichtig, damit man nachvollziehen kann, welche und ob man überhaupt alle Stationen durchläuft“, sagt Duscheck. Bekommen Jugendliche den nicht, sollten sie ihn in den ersten Tagen mit Vehemenz beim Ausbilder einfordern. „Das ist das Recht der Azubis“, sagt Duschek. Bringt das nichts, können sie sich an die Ausbildungsberater der Gewerkschaft wenden.

Auf keinen Fall dürfen sich Auszubildende davor scheuen, Fragen zu stellen. „Man kann noch nicht alles wissen“, sagt Krautschat. Im Gegenteil: Wer alles nur gelangweilt zur Kenntnis nimmt, ohne nachzuhaken, wirkt schnell desinteressiert.

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