Schlag gegen Potenzmittel-Fälscher

Bande setzt mit ausgeklügeltem Verkaufsmodell im Internet 2,5 Millionen Euro um.

Köln/Essen. Professionellen Medikamentenfälschern hat der Zoll das Handwerk gelegt. Die auch in Nordrhein-Westfalen aktiven mindestens elf Täter verkauften über Internet-Shops — vornehmlich illegale holländische Versandapotheken — und ein Fitness-Studio seit 2010 gefälschte Potenzmittel namhafter Hersteller.

Außerdem hätten sie die bei einem Diebstahl erbeutete Hehlerware verkauft, berichtete das Zollfahndungsamt Stuttgart gestern. Die Bande erzielte einen Umsatz von rund 2,5 Millionen Euro; die verkaufte Tablettenmenge liegt im sechsstelligen Bereich.

Die Täter kamen laut einer Zollsprecherin nicht in Untersuchungshaft, weil der nachgewiesene Tatumfang zu gering sei. Der Zoll ermittelt im Auftrag der Kölner Staatsanwaltschaft. Die Täter sollen von Stuttgart und Köln aus Kunden im gesamten Bundesgebiet sowie in Österreich und der Schweiz beliefert haben.

Bereits Ende Oktober hatten Fahnder aus Stuttgart und Essen 15 Wohnhäuser und Firmen im Raum Stuttgart und Köln durchsucht und 4600 Tabletten, 400 Ampullen, 15 Kilogramm homöopathische Arzneimittel sowie mehr als 2600 abgefüllte Globuli-Fläschchen sichergestellt, bei denen es sich meist um gefälschte und verschreibungspflichtige Arzneimittel handelte, wie es weiter hieß.

Zudem beschlagnahmten sie in einem Kölner Fitness-Studio 3500 Potenztabletten, die nachweislich aus einem Einbruch in eine Leverkusener Pharmafirma im Jahr 2009 stammen. Damals waren Waren im Wert von vier Millionen Euro erbeutet worden. Diese seien nicht alle gefunden worden, sagte die Zollsprecherin.

Die Fahnder waren der Bande bei Recherchen im Internet auf die Schliche gekommen. Die Täter hatten ein ausgeklügeltes System für ihre kriminellen Aktivitäten errichtet, wie der Zoll mitteilte. Mit gefälschten ausländischen Personalpapieren eröffneten sie Konten bei deutschen Banken, um die Bezahlung abzuwickeln. Sie beschafften sich Tablettier- und Etikettiermaschinen, um die Arzneimittel professionell und dem Original entsprechend zu verpacken. Mittäter fungierten als Geldboten und brachten die Gewinne in Sicherheit. dpa

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