Sanierungsstau bei den Brücken

Von den neuen Millionen für Brücken würde auch NRW profitieren. Für Experten und Opposition reicht das nicht.

Sanierungsstau bei den Brücken
Foto: Doro Siewert

Düsseldorf. Deutschlands Brücken sind ein Problemfall. Viele sind marode, da sie noch aus den 1970er und zum Teil sogar aus den 1960er Jahren stammen. Zuletzt wurde rund 15 Prozent aller Brücken die Note „ungenügend“ attestiert. Am stärksten unter diesen Zuständen zu leiden haben die Autofahrer in Nordrhein-Westfalen, denn dort stehen rund 10 000 der 39 000 Brücken im Netz der Bundesfernstraßen.

Sanierungsstau bei den Brücken
Foto: Susanne Böhling

Vom Sonderprogramm Brückensanierung, das insgesamt 1,06 Milliarden Euro für größere Erneuerungsvorhaben vorsieht, würde das Land demnach profitieren. Doch beim NRW-Verkehrsministerium zeigte man sich am Donnerstag wenig euphorisch vom Vorstoß Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindts (CSU). „Natürlich ist jeder Euro mehr, der in die Brücken gesteckt wird, gern gesehen“, sagte ein Sprecher. „Uns sind diese Papiere aber bisher nicht bekannt.“

Von den 1,06 Milliarden Euro für die nächsten drei Jahre sind 660 Millionen Euro auch bereits eingeplant — die nun angekündigte Aufstockung umfasst damit 400 Millionen Euro. Wie dieses Geld auf die 16 Länder verteilt werden soll und wie viel davon nach NRW fließen könnte, ist laut Bundesverkehrsministerium noch unklar.

Nach Angaben des Landesbetriebs Straßen NRW müssen allein landesweit 80 bis 90 Brücken dringend saniert werden. Kosten: Rund 450 Millionen Euro. Beispiele für akute Fälle sind die Leverkusener Rheinbrücke (A 1), die Bonner Südbrücke (A 562) und die Rheinbrücke in Duisburg-Neuenkamp (A 40). „Dabei haben wir uns erst ein Viertel genau angeschaut. Bei den 80 bis 90 Brücken wird es sicher nicht bleiben“, sagt Sprecher Bernd Löchter.

Für Brückenexperte Martin Mertens, Professor an der Hochschule Bochum, verspricht das Sonderprogramm daher keine nennenswerte Verbesserung: „Das ist so, als ob man in der Fußgängerzone einem Bedürftigen einen Euro hinwirft“, sagt Mertens. Es müsste deutlich mehr investiert werden, um die Probleme in den Griff zu kriegen. „Allein die neue Rheinbrücke bei Leverkusen kostet zwischen 100 und 120 Millionen Euro. Daher reicht es nicht aus“, sagt Mertens. Entscheidend sei, dass künftig nicht mehr an vielen Stellen nur geflickt werde, sondern dass man sich auf einzelne Projekte konzentriere.

Kritik an den Plänen des Bundesverkehrsministers kommt auch von den Grünen. Der Verfall könne mit den zusätzlichen Mitteln „allenfalls verlangsamt werden“, sagte Stephan Kühn, Verkehrsexperte der Bundestagsfraktion, unserer Zeitung. Wenn Dobrindt schnelle Verbesserungen erzielen wolle, „dann muss er die regelmäßige Verschiebung von Erhaltungsmitteln in Neubauprojekte unterbinden.“

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