Rheinische Jecke teilen aus

Die Züge in Düsseldorf und Köln lieferten sich ein Duell um die provokantesten Mottowagen.

Düsseldorf/Köln. Zumindest in einer Hinsicht bleibt der Kölner Rosenmontagszug Spitze: Mit mehr als 1,3 Millionen Besuchern, 11 000 Teilnehmern und 100 Motto- und Prunkwagen stellten die Kölner auch 2010 den größten Karnevalszug Deutschlands. In Düsseldorf säumten 750 000 Zuschauer die Strecke. Doch bei der Frage, wer den frechsten Zug auf die Beine stellt, mussten die Domstädter trotz guter Ansätze wieder einmal den Düsseldorfern den Vortritt lassen.

Schon traditionell zeigten die Jecken in der Landeshauptstadt um Wagenbauer Jacques Tilly eine nackte Angela Merkel: Unter dem Titel "Der Sündenfall" reckte sich die Kanzlerin im Eva-Kostüm einer Steuer-CD entgegen, die ihr von einer Schlange angeboten wurde. Die Kölner zeigten eine Kanzlerin, die am "Einschuldungstag" Erstklässlern das Schuldenmachen beibringt.

Da der Düsseldorfer Zug mit seinen 69 Wagen unter dem Motto "Jeck we can" stand, durfte auch US-Präsident Barack Obama nicht fehlen. Die Düsseldorfer präsentierten ihn als entzauberten Erlöser, der seinen Heiligenschein verloren hat. Auch die SPD bekam ihr Fett weg: Parteichef Sigmar Gabriel ritt auf dem Gerippe des verstorbenen Parteidinosauriers, ohne von der Stelle zu kommen.

In Köln badete der italienische Ministerpräsident Silvio Berlusconi unter der Überschrift "Berlusconis G20-Gipfel" in einem Meer aus weiblichen Brüsten. Doch auch hier setzten die Düsseldorfer noch einen drauf: Sie zeigten Berlusconi mit einem Mafioso in schönster Homo-Ehe.

Die Kölner hatten bis zuletzt an ihrem aktuellsten Wagen gearbeitet: Ein Elefant sitzt auf den Trümmern des eingestürzten Stadtarchivs die Probleme aus, während Stadt, Verkehrsbetriebe und Gutachter - symbolisiert durch drei Affen - nichts hören, sehen und sagen. Aus der Baugrube klaut ein Dieb derweil stabilisierende Eisenbügel.

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