„Raupe“ springt aus der Bahn: Wie sicher ist es auf der Kirmes?

In Gevelsberg wurden sieben Menschen verletzt. Ein gebrochener Bolzen soll die Ursache des Unglücks sein.

Gevelsberg. Mit zwei schwer verletzten Frauen endet am späten Dienstagabend die Fahrt im Schlagerexpress „Insider“ auf einer Kirmes in Gevelsberg. Ein Wagen der „Raupe“ hatte sich gelöst, dann gedreht und fuhr noch einige Zeit kopfüber weiter. Die 47 und 52 Jahre alten Fahrgäste erlitten dabei Knochenbrüche.

Derzeit untersucht ein Dortmunder Materialprüfungsinstitut, wie es zu dem Unfall kommen konnte. Für den Chef der Düsseldorfer Schausteller, die sich derzeit auf die „Größte Kirmes am Rhein“ im Juli vorbereiten, ist es „höhere Gewalt“. „Ein Bolzen ist gebrochen, das konnte niemand vorhersehen“, sagt Bruno Schmelter. Deutschland habe bei Fahrgeschäften den weltweit höchsten Sicherheitsstandard. Für ein Karussell der Größenordnung des „Insider“ müssen die Betreiber nach Angaben von Schmelter jährlich rund 25 000 bis 30 000 Euro in Wartungen und Sicherheitsvorkehrungen investieren.

Auch der Tüv Rheinland teilt die Einschätzung zur Sicherheit: „Kirmesbesucher können darauf vertrauen, dass Karussells geprüft und sicher sind“, sagt Frank Ehlert. Typische Ursachen für Zwischenfälle seien Materialversagen oder -ermüdung sowie Fahrgäste, die sich nicht an die Sicherheitshinweise halten. Bei der Düsseldorfer Rheinkirmes im vergangenen Jahr war beispielsweise ein Vierjähriger aus einem Kettenkarussell geschleudert und schwer verletzt worden. Das Kind saß alleine in der „Raupe“, das zudem erst für Sechsjährige zugelassen war.

Die baulichen Sicherheitsvorschriften hingegen lassen kaum Raum für Zufälle: Bevor ein Fahrgeschäft zum ersten Mal aufgestellt wird, muss auf Grundlage der Landesbauordnung eine Ausführungsgenehmigung erteilt werden. Sie ist maximal fünf Jahre gültig. Zudem muss es nach jedem Aufbau von einem Prüfunternehmen wie dem Tüv abgenommen werden.

Wie bei einem Auto steht spätestens alle drei Jahre eine zusätzliche technische Prüfung an, bei Bahnen wie dem „Insider“ jährlich. „Besonders kritische Punkte, wie Verschleißteile, unterziehen wir teilweise noch einer Röntgenprüfung“, ergänzt Ehlert vom Tüv Rheinland. Generell sollte man „gesundes Bauchgefühl“ walten lassen, bevor man in ein Fahrgeschäft steigt, rät Frank Ehlert. „Sieht die Konstruktion gepflegt aus, dann sollte alles in Ordnung sein.“

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