Rätsel um das Alter der Schriftstellerin Ulla Hahn

Laut Urkunde ist die gebürtige Monheimerin 66 — ein Jahr mehr, als sie offiziell angibt.

Monheim. Die in Monheim aufgewachsene Ulla Hahn gilt ohne Zweifel als eine Größe im deutschen Literaturbetrieb. Ihr Roman „Das verborgene Wort“ wurde verfilmt. Ihre Gedichte sind Pflichtlektüre im Deutschunterricht. Anlässlich ihres 65. Geburtstags im April gab sie der Deutschen Presseagentur ein ausführliches Interview, dass bundesweit von vielen Zeitungen gedruckt wurde. Allerdings hat die Sache einen Haken: Glaubt man Papieren des Monheimer Stadtarchivs, ist Ulla Hahn gar nicht 65, sondern ein Jahr älter. Sie selbst hüllt sich in Schweigen.

„Nach unseren Unterlagen ist Ulla Hahn am 30. April 1945 geboren worden“, sagt Michael Hohmeier, Leiter des Monheimer Stadtarchivs. Das passt zu Aussagen ehemaliger Klassenkameraden wie Hans-Dieter Kursawe: „Ich habe mich gewundert, als ich das Alter in der Zeitung las. Dass man in einer Volksschulklasse ein Jahr auseinander lag, kam häufiger vor. Aber nicht zwei Jahre.“

Die Suche nach einem Motiv gibt Rätsel auf. „Wenn ich mich jünger machen will, dann doch nicht nur um ein Jahr. Was soll das?“ Diese Frage wirft Karin Bakker in den Raum. Sie ist Mitglied einer Arbeitsgruppe, die in Monheim die Kindheit der Schriftstellerin wiederbeleben will — unter anderem mit Zeitzeugen, die sich erinnern.

Aus Reihen der Deutschen Verlags-Anstalt, bei der Ulla Hahn unter Vertrag steht, kommt auch keine plausible Antwort. Dort ist ebenfalls in der offiziellen Vita der Schriftstellerin das Geburtsjahr 1946 angegeben — geboren im Sauerland. Hier schließt sich für Archivar Hohmeier ein Kreis. Denn Ende des Zweiten Weltkriegs wurden vor allem Frauen und Kinder vor den anrückenden amerikanischen Truppen und Beschüssen aus Monheim in sicherere Gebiete gebracht. Es war der April 1945.

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