Weltmeisterschaft So werden die Public Viewings zur WM sicher gemacht

Patrick Clalüna organisiert seit zwölf Jahren Fußball-Feste - auch in Wuppertal und Remscheid. Im Interview erklärt er, wie die Sicherheit gewährleistet wird.

Weltmeisterschaft: So werden die Public Viewings zur WM sicher gemacht
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Herr Clalüna, Ihre Firma Clalüna Connection organisiert seit zwölf Jahren Public Viewings in deutschen Städten. Dazu gehören die Fußballfeste im Bergischen Land, in Remscheid und Wuppertal. Wie gewährleisten Sie deren Sicherheit?

Weltmeisterschaft: So werden die Public Viewings zur WM sicher gemacht
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Patrick Clalüna: Die Besuchersicherheit steht für uns an erster Stelle. Die sicherheitsrelevanten Kosten für beide Standorte liegen bei rund 100 000 Euro. Denn nur dort, wo man sich sicher fühlt, kann man ausgelassen feiern. Deswegen entwickeln wir für jede Veranstaltung individuelle Konzepte. Auch dann, wenn sie nicht zwingend erforderlich sind. Die Konzepte erarbeiten wir mit den Behörden, um ein Maximum an Sicherheit zu gewährleisten. Wir arbeiten mit einem Wuppertaler Sicherheitsdienstleister zusammen. Das tun wir schon seit Jahren, und es hat sich bewährt.

Die Wuppertaler betreuen alle unsere Großveranstaltungen und darüber hinaus auch die Heimspiele von Fußballbundesligist Bayer Leverkusen, Handballbundesligist Bergischer HC und Fußball-Regionalligist Wuppertaler SV. Die Mitarbeiter kennen sich sehr gut in der Hooligan-Szene aus und können schon vor Beginn der Veranstaltung verdächtige Personen aus dem Verkehr ziehen.

Neben Hooligans, deren Auftreten im Austragungsland Russland befürchtet wird, schwingt das Thema Terrorismus jeglicher Couleur bei Großveranstaltungen immer mit. Welche Schutzvorkehrungen treffen Sie?

Clalüna: Gegen Terrorismus kann man sich kaum, weder als Veranstalter noch als Mensch, wappnen. Natürlich sprechen wir uns im Voraus mit der Polizei über die aktuelle Lage ab und tun unser Möglichstes, um die Besuchersicherheit zu gewährleisten.

Aufgrund der #MeToo-Debatte finden immer mehr Frauen den Mut, über sexuelle Belästigungen offen zu sprechen. Welche Möglichkeiten haben Frauen bei Ihren Veranstaltungen, eine Belästigung zu melden?

Clalüna: Grundsätzlich immer und überall. Das bedeutet, dass alle Gewerke und Mitarbeiter auf der Veranstaltung in direktem Kontakt stehen. Sollte es zu einem solchen, oder einem anderen Vorfall kommen, können sich die Betroffenen auf kürzestem Weg Hilfe holen. Wir nehmen jedes Anliegen sehr ernst. Bisher hat es solche Fällen bei uns jedoch nicht gegeben.

Fußballgucken und Alkoholkonsum sind zwei Dinge, die oft zusammengehören. Was machen Sie mit Fans, die zu tief ins Glas geschaut haben?

Clalüna: Auffälligen Fans, die angetrunken das Public Viewing besuchen wollen, verwehren wir den Eintritt. Personen, die während der Veranstaltung über den Durst trinken, bekommen von uns ein Alkoholverbot auferlegt. An sie wird dann nur noch Wasser ausgeschenkt.

Da wir keinen hochprozentigen Alkohol ausschenken, gab es bei den vergangenen Turnieren nur wenige Auffälligkeiten, und diese konnten meist von unserem Team der Johanniter Unfallhilfe schnell und mit Erfolg behandelt werden.

Wer kommt zum Public Viewing?

Clalüna: Unser Besucherspektrum erstreckt sich über Fans im Alter zwischen acht und 70 Jahren. Unser Public Viewing ist eine Art Familienfest. Die Besucherstruktur wird als friedlich eingestuft. Wenn die deutsche Mannschaft gewinnt, feiern alle miteinander. Wenn die DFB-Elf verliert, gehen sie enttäuscht nach Hause.

Welche Herausforderungen bringen beide Standorte mit sich?

Clalüna: In Remscheid müssen wir aus einer öffentlichen Verkehrsfläche, dem Theodor-Heuss-Platz, eine sogenannte Versammlungsstätte machen. Das ist sicherlich nicht leicht zu verstehen, aber man kann es sich so vorstellen, als wolle man ein mehrstöckiges Wohnhaus auf einem unerschlossenen Grundstück bauen. Ohne Architekt, vorbeugenden Brandschutz und Berücksichtigung der Bauordnung geht da gar nichts.

Es gibt eine Menge Sachen, die man berücksichtigen muss und Auflagen, die zu erfüllen sind. Am Stadion am Zoo ist der Vorgang zwar ähnlich, allerdings ist das Gelände bereits als Versammlungsstätte genehmigt und bietet dementsprechend eine gute sicherheitsrelevante Infrastruktur. Somit fällt der Aufwand hier etwas geringer aus.

Unwetter über Deutschland haben in den vergangenen Wochen mehrfach für große Schäden gesorgt — insbesondere die Bilder aus Wuppertal sind noch präsent. Wie gehen Sie mit extremen Wetterlagen um?

Clalüna: Eigentlich finde ich, dass wir seit Mitte April einen tollen Sommer erleben. Dass wir solche Starkregen-Ereignisse hatten, ist dramatisch, aber natürlich. Damit beschäftigen sich aber vor allem die Klimaforscher und die Städtebauer. Für uns ist das Wetter ein erheblicher Risikofaktor. Ein Open-Air-Public-Viewing lebt von gutem Wetter.

Bei Regen, Hagel oder Sturmböen würde ich auch lieber zu Hause auf der Couch sitzen und die Spiele dort gucken. Dennoch bin ich zuversichtlich. Seit 2006 mussten wir bisher nur ein Spiel absagen. Natürlich musste das ausgerechnet das Spiel gegen Brasilien zur Weltmeisterschaft 2014 sein. Das war für uns natürlich sehr schade. Ansonsten beobachten wir während jeder Veranstaltung den Wetterbericht des Deutschen Wetterdienstes, um unsere Besucher schon frühzeitig in Sicherheit bringen zu können.

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