Protest gegen Datenkraken

Facebook wollte Fotos, Texte und Informationen der Mitglieder unbegrenzt nutzen.

Düsseldorf. Bilder von der vergangenen Party oder private Nachrichten auf der virtuellen Pinnwand: Millionen junger Menschen tauschen sich in Internet-Portalen wie Facebook und StudiVZ mit ihren Freunden aus und geben in Steckbriefen persönliche Informationen preis. Doch wer besitzt die Rechte an diesen Inhalten?

Facebook - 175 Millionen Mitglieder weltweit, davon zwei Millionen in Deutschland - wollte sich mit einer Änderung der Geschäftsbedingungen die unbegrenzte Nutzung dieser Daten sichern. Mit allen Bildern oder Texten, die die Mitglieder hinterlassen, sollte der Internet-Riese demnach für das Portal werben dürfen - sogar wenn der Nutzer sein Profil löscht. Erst nach massiven Protesten hat Facebook jetzt den umstrittenen Passus mit dem "unwiderruflichen Nutzungsrecht" zurückgenommen.

Bereits Anfang des Monats hatte das Unternehmen mit Sitz im kalifornischen Santa Clara die Geschäftsbedingungen geändert. Das blieb allerdings weitgehend unbemerkt, bis Verbraucherschützer am vergangenen Wochenende darauf aufmerksam machten.

Schnell schlossen sich Nutzer in Protestgruppen zusammen und kritisierten die Pläne des "Datenkraken". "Das ist eine Sauerei", schrieb Claudio T., eines der verärgerten Facebook-Mitglieder. Stefan B. machte auf das Ausmaß des Problems aufmerksam: "Wollt ihr wirklich ein Foto, das ihr auf Facebook geladen habt, plötzlich in einer Werbeanzeige sehen?"

Auch Internet-Experten schlugen Alarm: "Ich halte diesen Dienst so für nicht weiter nutzbar, weil nicht überschaubar ist, wie Daten weiterverwendet werden", sagte Maren Raguse vom Unabhängigen Landeszentrum für Datenschutz in Kiel.

Facebook-Chef Mark Zuckerberg verteidigte die Änderung zunächst, erst in der Nacht zu Mittwoch knickte er schließlich ein: "Wir haben unsere Nutzungsbedingungen auf den alten Stand zurückgesetzt", teilte er im Unternehmensblog mit. Stattdessen werde nun ein neuer Ansatz verfolgt, bei dem die Anregungen der Nutzer stärker berücksichtigt werden sollen.

Die grundsätzliche Strategie, die Daten der Mitglieder zu nutzen, beispielsweise für maßgeschneiderte Werbung, wurde aber offenbar noch nicht aufgegeben - denn nur damit lässt sich Geld verdienen. Gefährlich könnte es für Facebook allerdings werden, wenn das Vertrauen der Mitglieder weiter schwindet: Wer misstrauisch ist, wird dem Internet-Portal die begehrten Informationen künftig wohl gar nicht mehr anvertrauen.

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