Privat-Fahndung: Brötchendieb im Internet gejagt

Wirt stellte ein Überwachungsvideo auf Facebook-Seite.

Düsseldorf. Jeden Morgen lässt sich der Düsseldorfer Wirt Ferry Weber Brötchen zu seinem „Z Kneipenrestaurant“ im Stadtteil Düsseltal liefern. Die Bäckerei legt ihm Kisten und Tüten einfach vor die Tür. Doch seit September verschwanden immer wieder Brot und Brötchen. Etwa 20 Mal. „Irgendwann reicht es“, sagt Weber. Er installierte eine Überwachungskamera — und erwischte prompt den dreisten Dieb. Das Video lud er im Online-Portal „Facebook“ hoch. Dort wurde der Täter entlarvt.

Kaum eine Stunde stand der Film am Dienstag im Internet. Ferry Weber saß gerade auf der Polizeiwache, um Anzeige wegen Diebstahls zu erstatten. Da klingelte sein Handy: Jemand hatte den Dieb erkannt, zwei weitere Facebook-Nutzer bestätigten den Verdacht. Weber schrieb dem verdutzten Polizeibeamten den Namen auf — dieser sei begeistert gewesen, sagt der Gastronom.

Weniger begeistert ist man derweil beim Landeskriminalamt: „Dieses Vorgehen ist abzulehnen“, sagt Sprecher Frank Scheulen. „Fahndung ist die ureigenste Aufgabe der Polizei.“ Diese benötige für eine öffentliche Fahndung richterliche Beschlüsse — „und das aus gutem Grund“. Schließlich verstoße diese automatisch gegen Persönlichkeitsrechte. „Und die hat auch ein Dieb“, stellt Bettina Gayk, Sprecherin des Landesdatenschutzbeauftragten, klar. Auch eine Kamera, die öffentlichen Straßenraum ohne Hinweis für Passanten filme, sei unzulässig.

Ob es sich bei der Internetfahndung jedoch um eine Straftat handelt, ist laut Staatsanwältin Jeanette Boldt noch nicht eindeutig festzustellen: „Man muss den Einzelfall sehr genau prüfen.“

Ferry Weber versteht die Aufregung ohnehin nicht. „Ich wollte ja nur Schaden von mir abwenden.“ Mehrfach hätten Gäste das Lokal verlassen, weil keine frischen Backwaren da waren — für den Wirt wiegt das schwerer als die rund 100 Euro Schaden durch den Dieb, der demnächst eine Vorladung von der Polizei bekommt. Für Weber eine große Genugtuung: „Der klaut sicher keine Brötchen mehr!“

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