Physik-Stunde: So zerstört man den neuen Personalausweis

Neuntklässler eines Grevenbroicher Gymnasiums löschen alle Daten aus dem integrierten Sicherheits-Chip.

Grevenbroich. Schülerinnen und Schüler des Grevenbroicher Pascal-Gymnasiums haben bei einem Experiment im Physikunterricht den Sicherheits-Chip der neuen Personalausweise deaktiviert. Den 14 bis 15 Jahre alten Neuntklässlern reichten dafür einfachste Hilfsmittel wie ein Einweg-Fotoapparat, Lötkolben, Schraubenzieher - und ein paar Informationen aus dem Internet, sagte Physiklehrer Werner Kirchhoff (59), der das Experiment geleitet hatte, am Montag im Gespräch mit unserer Zeitung. Durchgeführt worden sei der Test vor laufenden Kameras des WDR-Wirtschaftsmagazins "Markt".

Die Gruppe aus zwölf Mädchen und Jungen - Kirchhoff: "Allesamt ganz normale Schüler" - hatte das Blitzlicht aus der Einweg-Kamera aus- und stattdessen eine elektrische Spule eingebaut. Diese Spule erzeugte dann beim Auslösen der Kamera einen elektrischen Impuls, der den sogenannten RFID-Chip (engl.: radio-frequency identification = Identifizierung mit Hilfe elektromagnetischer Wellen) im Ausweis überlastete und so zerstörte.

Daten-Skeptikern ist der neue Personalausweis, der ab November die bisherigen Ausweise ersetzen soll, schon seit langem ein Graus. Der Grund: Auf dem in das Dokument integrierten RFID-Chip sind personenbezogene und biometrische Daten gespeichert, die elektronisch ausgelesen werden können - auch ohne Wissen des Ausweisinhabers.

Mitglieder des Chaos-Computer-Clubs hatten in der Vergangenheit bereits mehrfach auf Sicherheitslücken beim Ausweis hingewiesen - und diese praktisch demonstriert. In einschlägigen Internet-Foren kursieren zahlreiche Beschreibungen, wie der Chip zerstört werden kann, ohne dass der Ausweis sonstigen Schaden nimmt.

Jens Bender, Sprecher des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI), weist darauf hin, dass bei einer Deaktivierung des Chips für den Inhaber kein Sicherheitsrisiko entstehe. Auch die Zerstörung des Chips hat letztlich keinen Einfluss auf die Gültigkeit. "Der Ausweis bleibt weiterhin gültig. Die Frage ist nur, welchen Nutzen so eine Aktion haben soll, denn der Inhaber hat davon nur Nachteile. Funktionen wie Authentisierung für Behörden über das Internet würden nicht mehr funktionieren."

Der neue Personalausweis kostet 28,80 Euro und soll ab November den nur acht Euro kostenden Vorgänger ersetzen. Die Mehrkosten begründet die Bundesregierung mit dem erhöhten Sicherheitsniveau.

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