Olympische Spiele in London — und niemand fährt hin

Die Branche warnt davor, dass Buchungsstress und Preisrekorde Gäste abhalten könnten. Nur die Schotten jubeln.

London. Mehr Fluch denn Segen sind die Olympischen Spiele im Sommer 2012 für die britische Tourismus-Industrie.

Die Branche fürchtet, reguläre Touristen könnten aus Sorge um Buchungsstress und Preisrekorde einen großen Bogen um die Hauptstadt machen. Statt Überlastung droht London Flaute, warnt der Europäische Verband der Tour-Veranstalter (ETOA).

„Die Erwartungshaltung von Hoteliers ist extrem überzogen“, warnt ETOA-Geschäftsführer Tom Jenkins. „Würden sich Tour-Veranstalter darauf verlassen, müssten sie einen schweren finanziellen Schlag einstecken.“

Abgesehen von Sportfans droht der Besucherstrom zu kollabieren. Schon jetzt ist das Interesse an einem Sommerbesuch 2012 in London abgeflaut: 28 große Reiseveranstalter verzeichnen bereits ein Buchungsminus von 90 Prozent für den August.

Ähnlich erging es der Branche im Mai zur Hochzeit von Catherine Middleton und Prinz William. In Erwartung von Menschenmengen und Fantasiepreisen waren viele Briten lieber ins Ausland geflüchtet, statt zu feiern. Viele Hotelzimmer standen leer.

„Die Vorteile, die Olympia einem Land angeblich bringen soll, sind angesichts der Schwierigkeiten stark übertrieben“, so Jenkins. Von anderen Olympia-Austragungsorten wisse man, dass die Gäste, die für die Spiele anreisen, kein Interesse an Theater, Kulturprogramm und Restaurants mitbrächten.

Findige Schotten hoffen indes, aus Londons Bredouille Profit zu schlagen: Sie buhlen um all jene Urlauber, die nächsten August statt Wettkampfstimmung lieber ihre Ruhe haben wollen. „Tauscht den Stress der Großstadt doch gegen Spaß in Schottland“: So umwirbt etwa das Tourismus-Forum im Norden all jene, die zurzeit ihre Urlaubsplanung für 2012 festzurren.

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