Nitratbericht Nitrat im Grundwasser als Dauerproblem

Der am Dienstag von der Bundesregierung vorgelegte Nitratbericht zeigt, dass die Belastung vielerorts deutlich zu hoch ist. NRW ist besonders betroffen.

Nitratbericht: Nitrat im Grundwasser als Dauerproblem
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Düsseldorf/Berlin. Die Nitratwerte im Grundwasser sind nach wie vor vielerorts deutlich zu hoch. Das geht aus dem am Dienstag vom Bundesumweltministerium vorgelegten Nitratbericht der Bundesregierung hervor. Zwischen 2012 und 2014 wurde der zulässige Grenzwert an 28 Prozent der Messstellen deutschlandweit überschritten. Wegen der intensiven Landwirtschaft sind Regionen in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen besonders betroffen. Der Grenzwert liegt sowohl für das Grund- als auch das Trinkwasser bei 50 Milligramm Nitrat pro Liter. In Gebieten mit Ackernutzung in NRW erreichen die Nitratkonzentrationen im oberflächennahen Grundwasser Spitzenwerte von mehr als 300 Milligramm pro Liter, wie das NRW-Umweltministerium im eigenen Nitratbericht veröffentlicht.

Laut NRW-Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (Lanuv) sind rund 40 Prozent der sogenannten Grundwasserkörper (abgegrenztes Grundwasservorkommen beziehungsweise ein abgrenzbarer Teil davon) so stark mit Nitrat belastet, dass ohne Aufbereitung kein Trinkwasser mehr gewonnen werden kann. Auch das NRW-Umweltministerium nennt diese Zahl. Schuld ist vor allem die Massentierhaltung. Zum Beispiel im Münsterland werden Unmengen an Gülle produziert. Aber auch in den grenznahen Regionen des Niederrheins oder der Städteregion Aachen ist das Grundwasser laut NRW-Umweltministerium stark mit Nitraten belastet.

Die EU-Kommission hatte nach mehrfacher Ankündigung Deutschland im November des vergangenen Jahres wegen zu hoher Nitratwerte vor dem Europäischen Gerichtshof (EuGH) verklagt. Damit drohen der Bundesrepublik Geldstrafen in Milliardenhöhe.

Entsprechend fiel am Dienstag die Reaktion von NRW-Umweltminister Johannes Remmel (Grüne) aus: „Das Land NRW fordert vom Bund seit mehr als fünf Jahren eine angepasste Düngeverordnung. Fünf Mal schon hat der Bundeslandwirtschaftsminister eine Vorlage angekündigt. Fünf Mal Fehlanzeige.“ Dass der aktuelle Bericht der Bundesregierung deutschlandweit keine Verbesserung der Grundwasserqualität aufzeige, sondern dass an zahlreichen Messstellen die Grenzwerte für Nitrat überschritten werden, bestätige die Forderung nach einer deutlichen Verschärfung der Düngeverordnung.

Auch Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) forderte ein strengeres Düngerecht. „Wir müssen wirklich noch ernsthaft gegensteuern“, sagte Hendricks am Dienstag bei der Vorstellung des Berichts in Berlin. Die Ministerin kündigte an darauf zu drängen, dass die bereits vom Kabinett beschlossene Verschärfung der Düngeverordnung möglichst schnell in Kraft tritt. Grundlage dafür wäre eine Änderung des Düngegesetzes. Die Abstimmung über diese Novelle steht derzeit für den 19. Januar auf der Tagesordnung des Bundestags.

Kritik an der Bundesregierung kommt von Umweltschützern, Interessenverbänden und den Grünen. Bärbel Höhn, Vorsitzende des Bundestags-Umweltausschusses, twitterte, das Problem sei seit Jahren bekannt, und die Regierung müsse „endlich handeln“. Martin Weyand vom Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) beklagte: „Seit fast zwei Jahren wird die Umsetzung eines wirksamen Düngerechts in Deutschland verschleppt.“ Martin Hofstetter von Greenpeace warf Agrarminister Christian Schmidt (CSU) vor, er mache sich zum „Büttel der Massentierhalter“.

Dass sich das Problem auch mit einem strengeren Düngegesetz nicht in absehbarer Zeit lösen lässt, ist der Tatsache geschuldet, dass Nitrat sehr langsam im Wasser absinkt, wie ein Lanuv-Sprecher erklärte. Demnach dauert es etwa zehn Jahre, bis das Nitrat im Grundwasser angekommen ist. „Selbst wenn der Gebrauch von Gülle heute verboten würde, wären die Nitratwerte zehn oder mehr Jahre lang unverändert“, so der Sprecher weiter.

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