Neuer Prozess gegen Debra Milke nicht vor 2015

Washington (dpa) - Nach ihrer vorläufigen Freilassung aus der US-Todeszelle muss die in Berlin geborene Debra Milke wahrscheinlich lange auf eine endgültige Entscheidung über ihr Schicksal warten. Eine mögliche Neuauflage des Mordprozesses gegen sie wird nicht vor Anfang 2015 beginnen

Das legte die zuständige Richterin Rosa Mroz bei einer Anhörung in Phoenix im US-Staat Arizona fest.

Milke saß rund 22 Jahre in der Todeszelle, nachdem sie des Mordes an ihrem vierjährigen Sohn für schuldig befunden worden war. Sie soll 1989 zwei Männer angestiftet haben, das Kind umzubringen, bestreitet die Tat aber. Anfang September war Milke gegen 250 000 Dollar (185 000 Euro) Kaution aus einem Gefängnis entlassen worden. Ein Berufungsgericht in San Francisco hatte das Todesurteil aufgehoben.

Richterin Mroz bestimmte jetzt den 6. Dezember als Termin für die nächste Anhörung, wie das Gericht im Kurznachrichtendienst Twitter bestätigte. Dabei soll geklärt werden, ob der bisherige Hauptbelastungszeuge in einem neuen Prozess seine Aussage verweigern darf. Wenn er die Genehmigung erhält, könnte das laut Experten dazu führen, dass das Verfahren gegen Milke ganz eingestellt wird.

Der einzige Zeuge im ursprünglichen Prozess war ein Polizist, der ausgesagt hatte, dass Milke ihm die Mitschuld an dem Mord gestanden habe. Der Ermittler wurde überführt, seitdem in anderen Fällen vor Gericht Falschaussagen gemacht zu haben. Es gilt als wahrscheinlich, dass seine Aussage aus dem ersten Prozess gegen Milke bei einer Neuauflage des Verfahrens keinen Bestand mehr haben wird.

Milke wohnte der Anhörung am Montag erstmals seit Jahrzehnten in ziviler Kleidung und ohne Handschellen bei. Seit sie vorläufig aus dem Gefängnis entlassen wurde, kann sie sich mit Einschränkungen frei bewegen. Sie muss eine elektronische Fußfessel tragen und unterliegt zu bestimmten Zeiten einer Ausgangssperre. Mit den Medien spricht sie auf Anraten ihrer Verteidiger nicht.

Mroz beklagte, dass die Ankläger und Anwälte den Fall breit in der Öffentlichkeit diskutierten und sich dabei gegenseitig Vorwürfe machten. Sie drohte damit, Journalisten gänzlich von dem Verfahren auszuschließen, wenn dieses Verhalten kein Ende finde. „Schließlich führen wir diesen Prozess nicht in den Medien“, sagte sie. „Beide Seiten sollten professionell agieren und von Kommentaren absehen.“

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