Nachricht von oben: Gott wirbt an der A 46

Der christliche Verein „gott.net“ macht an deutschen Autobahnen mit Plakaten auf sich aufmerksam.

Düsseldorf. Wer über die A 46 nach Düsseldorf fährt, wird sich in Höhe Holthausen wundern. Denn auf dem meterhohen Werbeturm macht kein Unternehmen Reklame für sich. Stattdessen stehen in luftiger Höhe auf weißem Grund die Worte „Ich bin dir näher als du glaubst. — Gott“.

Nutzt der Allmächtige jetzt schon Werbeflächen, um in Zeiten von Kirchenflucht und Atheismus auf sich aufmerksam zu machen? Unter dem Spruch steht auf dem Plakat ein kleiner Internethinweis: gott.net.

„gott.net ist ein christlicher Verein mit ökumenischem Hintergrund, der 2002 gegründet wurde“, sagt Vorstandsmitglied Steve Volke. Dieter Kohl, der Leiter der Geschäftsstelle von gott.net war eine ähnliche Plakataktion in den USA aufgefallen. „Ich fand das genial, Gottes Botschaft zu verbreiten. Es ist mir ein Anliegen, dass das, was ich zu sagen habe, auch beim Volk ankommt“, erklärt der Theologe seinen missionarischen Eifer.

Im Gegensatz zum Vorbild beschränkte sich der Verein in Deutschland aber nicht auf Plakate, sondern richtete die Internetseite mit regelmäßigen redaktionellen Beiträgen von Theologen ein.

Nach der Gründung des Vereins gab es eine erste Plakat-Aktion in U-Bahnhöfen. „Wir müssen miteinander reden. Gott“ stand auf diesen Werbeflächen. „Dafür haben wir einen Preis der Deutschen Werbewirtschaft bekommen“, sagt Volke. Motiviert durch den Anfangserfolg liefen weitere Aktionen an.

„Wir haben schon sehr viel gemacht, Bierdeckel, Visitenkarten, Büroklammern. Es ist ein großes Programm entstanden.“ Getragen wird das Projekt von Ehrenamtlichen, finanziert über den Verkauf von Postkarten und Kalendern und durch Spenden.

Die scheinen reichlich zu fließen, denn ein Werbeplakat an der Autobahn ist nicht billig. Rund 30 000 Euro kostet die Miete für vier Wochen bei der Hamburger Firma Maxiposter, beidseitige Werbung das Doppelte. „Das ist eine verhältnismäßig teure Sache, auch wenn wir das günstiger bekommen“, sagt Dieter Kohl.

Der Verein versucht je nach Spendenlage, ein bis zwei Autobahn-Plakate pro Monat irgendwo in Deutschland aufhängen zu lassen. Zurzeit wirbt gott.net auf 224 Quadratmetern an der A 5 bei Frankfurt und in Düsseldorf. Hier hängt das Plakat bis Ende April, möglicherweise bis Mai. „Da wir die Plakate billiger bekommen, wird es abgehängt, wenn im Mai ein anderer Kunde den vollen Preis zahlt“, sagt Kohl.

Mit der Autobahnwerbung, aber auch mit Bannern an Kirchen oder auf den klassischen Plakat-Stellwänden will der Verein laut Steve Volke Werbung für Gott und „seine“ Internetseite machen: „Die Reaktionen sind eigentlich sehr positiv, es gibt aber auch Beschwerden von Menschen, die nichts mit Gott zu tun haben wollen.“ Manche Plakate würden auch besprüht und beschmiert. „Das ist aber in Ordnung, weil wir Reaktionen bekommen wollen“, sagt Volke.

Durch die Plakate seien die Klickzahlen auf der Internetseite spürbar gestiegen. Manche Besucher würden auch Mails schreiben und sich mit Lebensfragen an das Team wenden. „Wir vermitteln auch Kontakte, wenn jemand wieder einer Gemeinde beitreten will“, sagt Volke.

Eine Frau habe sich sogar bedankt, weil ihr ein Plakat nach einer Krebsdiagnose geholfen habe. „Die Ansprache ist immer so, als würde Gott selbst sprechen. Das wird auch so wahrgenommen“, sagt Volke.

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