Müller-Brot-Beschäftigte bangen um ihre Jobs

Neufahrn/Freising (dpa) - Auch nach einer Betriebsversammlung der mit Hygieneproblemen kämpfenden Großbäckerei Müller-Brot bangen die Beschäftigten weiter um ihre Arbeitsplätze.

Die Angst unter den Arbeitnehmern sei nach der Versammlung am Samstagabend im bayerischen Neufahrn sogar größer als zuvor, sagte der Vertreter der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG), Mustafa Öz, am Sonntag. Die Produktion in der Fabrik ruht seit fast zwei Wochen, nachdem sich gravierende hygienische Mängel - unter anderem Mäusekot, Speisereste und Maden - gehäuft hatten.

Die Geschäftsführung sei jegliche Antwort auf die Frage schuldig geblieben, wie es nun mit den Beschäftigen und dem Unternehmen weitergehen soll, ergänzte Öz. Die Löhne für den Januar sollten bezahlt werden. Wie es danach weitergehe, sei jedoch völlig offen. Alles hänge von der nächsten Kontrolle des Landratsamts Freising am kommenden Freitag ab. Danach wolle die Unternehmensleitung anfangen, zu rechnen. „Alle 1100 Beschäftigten müssen zittern.“ Wenn die Behörde den Betrieb nicht wieder freigebe, sei das eine „Katastrophe“.

Die Geschäftsleitung habe zugegeben, dass das Unternehmen seit Beginn des Skandals Anfang Februar Millionenverluste habe verkraften müssen. „Es ist klar, dass wir mit Stellenverlusten rechnen müssen. Konkrete Zahlen wurden aber nicht genannt“, sagte Öz. Seit acht Jahren schaffe es die Geschäftsführung nicht, das Unternehmen auf gesunde Füße zu stellen. „Die Mitarbeiter verzichten seitdem regelmäßig auf Lohnerhöhungen und Urlaubsgelder - mittlerweile kommt eine solche Forderung an sie fast monatlich.“ Dies habe sich über die Jahre auf rund zwölf Millionen Euro summiert.

Und nun hätten sie mit Anfeindungen von Kunden zu kämpfen. „Beschäftigte erzählten, dass sie angepöbelt und beleidigt werden und dass sogar schon Scheiben an einem Lastwagen und an einer Filiale eingeschlagen wurden. Und dabei können diese Leute doch überhaupt nichts dafür.“

Besonders enttäuscht seien die Mitarbeiter darüber gewesen, dass Mehrheitseigentümer Klaus Ostendorf nicht zu der Versammlung erschienen sei. „Viele fragen sich, ob sie ihm völlig egal sind.“ Ostendorf hatte in einem Interview mit der „Süddeutschen Zeitung“ (Samstag) zugegeben, dass sein Unternehmen „grobe Fehler“ gemacht habe. „Jetzt packen wir die Sache grundsätzlich an“, beteuerte Ostendorf jedoch. Dazu gehörten Umbauten, eine Tiefenreinigung, das Versiegeln der Decken, ein neues Hygienemanagement und zusätzliche Spezialdienstleiter für die Reinigung und Schädlingsbekämpfung. Für das Debakel der vergangenen eineinhalb Wochen übernehme er persönlich Verantwortung.

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