Mr. Frankenburger züchtet künstliche Steaks

Wissenschaft: Künstlisches Fleisch soll Massentierhaltung reduzieren.

Eindhoven. Das Fleisch der Zukunft ist mit bloßem Augen kaum zu erkennen; noch wachsen die Zellen viel zu langsam. Mark Post beugt sich über das Mikroskop und dreht mit einer Hand die Petrischale. Lange Fäden werden sichtbar, die in Nährflüssigkeit schwimmen - von appetitlichen Steaks keine Spur. "Aber es ist nur eine Frage der Zeit, bis wir die Lösung haben", ist der Wissenschaftler überzeugt.

Seit mehr als vier Jahren arbeitet er mit einem Team der Universität Eindhoven an einem Projekt, das einmal Tiere und Umwelt schonen sowie den Hunger in der Welt besiegen soll: an der Herstellung von künstlichem Fleisch. Rund 230 Milliarden Kilogramm Fleisch pro Jahr verlassen weltweit die Schlachthäuser.

In 40 Jahren könnten es doppelt so viel sein, schätzen Experten. Doch für die Massentierhaltung sind Platz und Energie notwendig, sie belastet das Klima durch Methangas und quält das Vieh. Schon heute verursachen Kühe, Schafe, Schweine und Geflügel rund 18 Prozent der Treibhausgas-Emissionen, das ist mehr als der gesamte Transportverkehr.

In den Tiefkühlbehältern der Uni-Labore lagern Schweine-Stammzellen, die aus dem Abfall von Schlachthöfen gewonnen werden. Sie sollen zu Muskelzellen heranwachsen, aus denen Fleisch besteht. Dafür müssen die Forscher die Zellen dazu bringen, sich zu vermehren. Sie legen sie in eine Nährlösung und stecken sie in Brutschränke. Heraus kommt eine Muskelmasse, die Post in Form zu bringen versucht - er zieht die Zellen auf essbare Gerüste und stimuliert sie mit Stromstößen. Erst dadurch entwickeln die Muskeln ihre faserige Struktur.

Die Forscher kämpfen noch um Fördermittel. "Man könnte meinen, dass Ketten wie McDonald’s Schlange stehen", sagt Post. "Aber die meisten glauben leider, dass Fleisch aus dem Labor niemand essen würde." Post nennt sich angesichts der Vorbehalte auch scherzhaft "Mr. Frankenburger".

Ein Problem ist, dass die Labormuskeln nicht mit Blut versorgt werden und daher keine Nährstoffe ins Innere gelangen. Das Gewebe wird bislang nicht dicker als einige Millimeter, das reicht nicht einmal für ein Mini-Würstchen. Auch der typische Geschmack von Schwein, oder Lamm ist schwer nachzuahmen. Unmöglich sei das aber nicht, ist Post überzeugt.

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