Mit dem Handy zum Abi: Den Schummlern auf der Spur

Abiturienten dürfen keine Handys mit zu den Prüfungen bringen. Eine Schule untersucht das per Detektor.

Odenthal. Die Zeit, als beim Schummeln in der Schule der kleine Spickzettel das Monopol hatte, ist vorbei. Der Schüler im Jahr 2013 pfuscht per Smartphone. Am Odenthal-Gymnasium bei Köln steuern die Lehrer jetzt mit modernster Technik gegen.

„MD40 GSM Detektor“ heißt der kleine Kasten, der dezent vibriert, wenn er im näheren Umfeld die charakteristischen Funkfrequenzen eines Mobiltelefons bemerkt.

„Schummeln mit dem Smartphone hat eine ganz andere Qualität als der kleine Spickzettel“, findet Direktorin Angelika Schmoll-Engels. Und obwohl das Land NRW in den Bestimmungen zum Zentralabitur vorschreibt, dass schon ein ausgeschaltet mitgeführtes Mobiltelefon als Betrugsversuch gewertet werden kann, geht die Schule auf Nummer sicher.

Grund für die Technik-Offensive ist ein Betrugsfall an der Schule. Vergangenes Jahr wurde ein Abiturient erwischt, der ganze Textpassagen aus dem Internet kopiert hatte. Erst durch Hinweise von Schülern konnte der Betrug aufgedeckt werden.

„Wir waren erschrocken, dass wir es nicht selbst bemerkt haben“, sagt Schmoll-Engels. Eltern und Schüler hätten damals vehement mehr Chancengleichheit bei den Prüfungen gefordert. Einem Physiklehrer der Schule kam dann die Idee mit dem Detektor.

„Wir halten uns streng an das Telekommunikationsgesetz“, zerstreut die Direktorin Datenschutzbedenken und Spionagevorwürfe — auch wenn Schüler des Gymnasiums im Fernsehen scherzhaft von „Stasi-Methoden“ sprachen.

Denn das Gerät erkennt lediglich, ob ein Telefon aktiv ist. Nicht, wem es gehört, oder wo es sich befindet. „Dann muss die Aufsicht eben ganz genau hinsehen.“ Letztlich würde der Betrugsversuch also doch vom Lehrer entdeckt werden.

Der Plan scheint zu funktionieren. Bei den diesjährigen Abiturprüfungen blieb das Gerät bislang stumm. „Jeder weiß, dass es da ist. Deswegen wird keiner ein Handy benutzen“, ist sich die Direktorin sicher. „Die Schüler akzeptieren das im Sinne der Gleichbehandlung“, sagt sie.

Ihr Gymnasium ist übrigens nicht die erste Schule, die auf Frequenzdetektoren setzt. Im Februar machte ein Fall aus Schleswig-Holstein Schlagzeilen. Hier verbot das Schulministerium den Einsatz — mangels Rechtsgrundlage.

Auch in NRW ist der Gebrauch von Handydetektoren in der Schule rechtlich nicht geregelt. Eingreifen will das Schulministerium aber nicht. „Durch den Einsatz der Geräte werden keine Persönlichkeitsrechte der Schüler verletzt“, sagte ein Sprecher unserer Zeitung. Es bestehe also kein Handlungsbedarf.

In Odenthal wird auch am Dienstag wieder der „MD40 GSM Detektor“ in der Mitte der Aula stehen. Ab dem Morgen laufen die Prüfungen in den Naturwissenschaften. Aber gegen eines hilft auch der modernste Detektor nicht, weiß die Rektorin. „Die alten Pfuschzettel wird es noch geben.“

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