Mit dem Handy in der Hand: Kunden feilschen im Geschäft um die Preise

Viele Käufer greifen im Laden schnell zum Handy, um den Preis zu vergleichen. Die Händler schauen dann häufig in die Röhre - und suchen nach Lösungen.

Eine Kundin überprüft einen Preis mit Hilfe der App einer Preisvergleichswebsite.

Eine Kundin überprüft einen Preis mit Hilfe der App einer Preisvergleichswebsite.

Foto: Marc Müller

Düsseldorf. Was kostet die Kamera in einem anderen Geschäft? Bekomme ich das Parfüm im Netz billiger? Und ist der Mantel tatsächlich ein Schnäppchen? Gut ein Viertel aller Handynutzer vergleicht laut einer Online-Studie des Marktforschungsunternehmens GfK regelmäßig die Preise von Produkten, während sie in einem Geschäft stehen. Fast ebenso viele machen Fotos oder kontaktieren Freunde, um diese um Rat zu fragen.

Im internationalen Vergleich sind die Deutschen demnach noch relativ zurückhaltend. Dennoch betrachtet Kai Hudetz vom Institut für Handelsforschung in Köln die Zahlen skeptisch. Aussagefähiger wäre es, zu wissen, bei wie vielen tatsächlich getätigten Kaufvorgängen das Handy den Ausschlag gegeben habe, woanders zuzuschlagen.

Nichtsdestotrotz bestätigt Hudetz, dass der mobile Zugang zu Preisvergleichs-Portalen gerade bei teuren und standardisierten Produkten eine zunehmende Rolle spielt. „Wenn Sie sich im Laden zum ersten Mal einen Fernseher anschauen und Ihnen wird suggeriert, das ist das absolute Superangebot, kostet aber schlappe 1200 Euro — da wären Sie ja dumm, wenn Sie nicht im Internet schauen, was das woanders kostet“, stellt Hudetz fest.

Im Elektromarkt Conrad sieht man der Entwicklung gelassen entgegen. „Dass jemand online Preise vergleicht, kommt mal vor, aber nicht besonders häufig“, berichtet Markus Kimpel, Leiter der Düsseldorfer Filiale. Meist werde das Smartphone genutzt, um Mitarbeitern Fotos von Anschlüssen ihrer Geräte oder Produkte zu zeigen, die man erwerben möchte.

Manchmal verweisen Kunden auch auf günstigere Preise im hauseigenen Onlineshop. „Das ist normal. Im Internet kann man mit den normalen Preisen nicht mithalten, im Laden können wir mit den Internetpreisen kaum den Strom bezahlen. Aber wir finden immer eine Lösung“, erklärt Kimpel. In der Stadt-Parfümerie Pieper an der Düsseldorfer Königsallee erhalten Kunden in diesem Fall das gleiche Angebot. „Wenn es sich um das Angebot eines Mitbewerbers handelt, versuchen wir, einen ähnlichen Preis zu machen“, berichtet Verkäuferin Melissa Schüller. Der direkte Preisvergleich mit dem Smartphone sei eine Entwicklung, die man nicht gerne sehe.

Aus Händlersicht kann Kai Hudetz dem Internet dennoch Positives abgewinnen, schließlich können sich die Kunden dort umfassend informieren. „Unsere Studienergebnisse zeigen, dass Beratungsdiebstahl insgesamt signifikant abnimmt.“

Parfümerien kämpfen allerdings mit einem anderen Problem: Im Internet kann man nichts riechen. „Viele Kunden sprühen das Parfüm im Laden auf und kaufen es dann im Internet“, sagt Melissa Schüller. Für die Händler bedeutet der Vergleich vor allem einen verschärften Preisdruck. Viele Geschäfte setzen deshalb auf eine große Auswahl, Beratung und längere Garantie. Ein guter Weg angesichts fehlender Patentrezepte, urteilt Hudetz. Nur über zusätzlichen Service könnten die Kunden bei der Stange gehalten werden.

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