Millionärs-Messe: Stilvoll Geld verpulvern

In München hat Deutschlands erste Schau für Reiche eröffnet. Hier gibt’s Edles von der vergoldeten Zigarre bis zum Luxusklo.

München. Draußen trotzten einige wenige Demonstranten Wind und Regen, drinnen gab es Glamour, Gold und Edelsteine. Zum ersten Mal in Deutschland öffnete am Donnerstagabend in München eine "Millionärsmesse" für drei Tage die Pforten.

Trotz Finanzkrise hofft man auf Umsatz mit den Edelprodukten: "Wir vermitteln den Kunden Werte, die beständig sind. Hochwertige Produkte behalten ihren Wert", so Veranstalter Klaas Obma.

Die Eröffnungsgala zum Eintrittspreis von 250 Euro war ein Treffen der Reichen und Schönen und derer, die sich dafür halten. Bei gedämpftem Licht und zu Opernklängen wandelten die Besucher in Smoking und Abendkleid mit einem Sekt in der Hand zwischen den Verkaufsständen der Millionärsmesse. Rund 100 Aussteller zeigen auf 16 000 Quadratmetern noch bis Sonntag ihre Produktpalette, die Veranstalter rechnen mit 20 000 Besuchern.

Das Angebot ist eine skurrile Mischung. Da wird neben einem Gemälde von Francisco Goya im Wert von 1,8 Millionen Euro ein Luxusklo im Schlangenleder-Design angeboten: "Ein glanzvolles Erlebnis für jeden Gast" verspricht der Prospekt. Und da ist neben der Zahnklinik mit "exklusivem Ambiente" der Hersteller eines Turbo-Diesel-Motorrads (95 000 Euro) vertreten.

Aber natürlich sind auf der Messe auch gängige Luxusartikel zu sehen. Die Nobelkarossen von Lamborghini und Maserati etwa oder der Sportwagen Audi R8 (Spritverbrauch 20,4 Liter innerorts), den gibt es schon ab 171 240 Euro. Angeboten werden mit Diamanten besetzte Uhren ab 70 000 Euro aufwärts, ein Wohnmobil mit eingebauter Garage und dazugehörigem Kleinwagen für rund eine Million Euro oder ein "Dirndl-Unikat" für 2000 Euro. Daneben stehen ferngesteuerte Golfschlägertaschen, Luxusreisen, antikes Reisegepäck und Nobel-Möbel zum Verkauf.

Und wer kauft hier ein? Zum Beispiel ein Münchner Immobilienmakler, der sein Geld mit "hochpreisigen Liegenschaften" verdient und seine Schwester, Geschäftsführerin eines Zulieferbetriebes für Gold- und Silberminen in Chile: "Wir haben Interesse an schönen Sachen."

Wer mit seinem Reichtum so richtig protzen will, kann dies freilich schon ab ein paar Hundert Euro tun. Dafür gibt es eine mit Goldblatt umwickelte Zigarre. Wozu ist das gut? "Man kann sich freuen, so 400 Euro verdampft zu haben", heißt es beim Anbieter.

Die Globalisierungskritiker von Attac und das Münchner Sozialforum finden das alles andere als geschmackvoll. Unter dem Motto: "Euer Reich-Tun kotzt uns an" protestieren sie vor dem Messegelände. Es sei "obszön", so ein Sprecher, dass hier der Reichtum zur Schau gestellt werde, während gerade die Bankenverluste sozialisiert würden und für Bildung oder Hartz-IV-Empfänger kein Geld da sei. Derartige Proteste sind die Veranstalter auch aus anderen Ländern gewöhnt: "Ich stelle mich gern einer Diskussion", sagt Geschäftsführer Obma. Aber: "Was sollen Kunden, die viel Geld haben, denn sonst damit machen?"

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