Michael Clayton

Hamburg (dpa) - Den Oscar hat George Clooney nicht bekommen für seine Rolle als desillusionierter Anwalt Michael Clayton. Und bei sieben Nominierungen gab es für den gleichnamigen Film nur eine der begehrten goldenen Statuetten.

Doch es spricht schon für sich, wenn ein Streifen als Kandidat für den besten Film, die beste Regie, das beste Drehbuch und die beste Musik nominiert wird - und sich dazu auch noch drei Schauspieler als Oscar-Anwärter wiederfinden. „Michael Clayton“ (MDR, 20.15 Uhr) ist ein clever konstruierter Justiz-Thriller mit brillianten Darstellern, die für packende intellektuelle Unterhaltung sorgen.

Das Erste, was der Film dem Zuschauer abverlangt, ist allerdings Geduld. Man platzt mitten in eine Geschichte hinein, die man kaum verstehen kann. Da ist ein Mann im Hintergrund, der erzählt, wie ihm die Enttäuschung über sein Leben bewusst geworden ist. Eine große Kanzlei, die an einem Vergleich in einem offenbar aufsehenerregenden Fall arbeitet. Ein Anwalt namens Michael Clayton, der in irgendeinem düsteren Lagerraum Karten spielt. Wenige Minuten und eine Explosion später wird die Uhr um vier Tage zurückgedreht und die Kette der Ereignisse fügt sich allmählich zu einem ganzen Bild zusammen.

Es beginnt damit, dass sich ein Staranwalt von Claytons Kanzlei vor Gericht auszieht. Es geht um eine Sammelklage von drei Milliarden Dollar und die Kanzlei steht in den Diensten eines Großkonzerns, dem vorgeworfen wird, mit einem Unkrautvernichter den Tod von Menschen verschuldet zu haben. Eine junge Zeugin der Gegenseite gibt gerade ihre Aussage zu Protokoll, als der altgediente Anwalt Arthur Edens (Tom Wilkinson, der für die Rolle für den Oscar nominiert wurde) ihr seine Liebe erklärt und sich dazu die Kleider vom Leib reißt.

Ein Fall für Michael Clayton, der zwar auch Anwalt ist, aber seit Jahren eine besondere Aufgabe hat: Er bringt Sachen in Ordnung, die aus dem Ruder geraten, mit dem möglichst geringen Schaden. Er ist der Problemlöser der Kanzlei, und nur er allein weiß, wie oft er dabei mit seinem Gewissen Kompromisse eingehen musste. Er fliegt in die Provinz, holt Arthur aus der Gefängniszelle, und irgendwann stellt dieser ihm in dem schäbigen Hotelzimmer, mit Schneefall hinter dem Fenster, die entscheidende Frage: „Führst Du das Leben, dass Du immer leben wolltest?“

Am nächsten Morgen ist Arthur verschwunden, alles sieht danach aus, dass er zur Gegenseite gewechselt ist. So bekommt Michael Clayton von dem Kanzleichef, gespielt von Regie-Altmeister Sydney Pollack mit einer Mischung aus Zynismus und Charme, den Auftrag, den Abtrünnigen zu stoppen. Eine riskante Aufgabe für jemanden, der sich bereits in seinem Leben gefangen fühlt. Und dann ist da noch die Rechtsbeauftragte des Konzerns - gespielt von Tilda Swinton, die dem Film den einzigen Oscar brachte -, bei der man nicht so genau weiß, wie weit sie für den Erfolg gehen würde.

George Clooney ist dabei der Dreh- und Angelpunkt, der die Geschichte zusammenhält. Man hat nie das Gefühl, dass er spielt. Er ist dieser Michael Clayton, der frustrierte Mittvierziger, der seine Midlife-Krise mit Würde trägt, und doch dem Abgrund immer näher rückt. Er wirkt dabei cool wie immer, aber eben auch echt. Alle, die über Clooney reden, sagen ohnehin, dass es kaum einen Unterschied zwischen dem Leinwand-George und dem echten George gebe.

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