Mehr Schnee - weniger Geschenke?

Berlin (dpa) - Schnee und Eis behindern zunehmend die Versorgung in Deutschland. Den ersten Tankstellen ging eine Woche vor Weihnachten der Treibstoff aus. Auf Straßen, Flughäfen und Gleisen ging alles langsamer oder gar nicht.

Allein am Frankfurter Flughafen fiel mehr als jeder dritte Flug aus.

Und es schneit am Wochenende weiter: Tief „Petra“ hält Deutschland auch am 4. Advent weiß. Die Zahl der Zugverspätungen und Autounfälle dürfte hoch bleiben. Weil Tanklaster auf schneebedeckten Autobahnen und Bundesstraßen nicht mehr durchkommen, bleiben in einigen Regionen Lieferungen aus. Spritmangel betraf besonders Tankstellen in den Mittelgebirgen wie im Harz, im Erzgebirge oder im Thüringer Wald. Dies sei jedoch noch keine Krisensituation, betonte der Mineralölwirtschaftsverband.

Wegen der Glätte in einem großen Tanklager in Thüringen gab es jedoch Auslieferungsschwierigkeiten. Aufgrund der Engpässe dürfen in Thüringen und Sachsen an diesem Sonntag ausnahmsweise Streusalz- und Benzinlaster fahren. In Nordrhein-Westfalen galt in der Nacht zum Freitag ein landesweites Fahrverbot für Lastwagen über 7,5 Tonnen. Schnee und Eis behindern auch die Paket-Auslieferung zum Fest. Postsprecher Gerold Beck sagte aber, er gehe davon aus, dass Pakete, die bis zum 22. Dezember mittags in Auftrag gegeben werden, pünktlich bis Heiligabend ankommen.

Ungeräumte Straßen und Massenstaus machen den Speditionen schwer zu schaffen. Der Deutsche Speditions- und Logistikverband teilte mit, viele Sendungen kämen verspätet, weil es immer schwieriger werde, Transportkapazitäten zu bekommen. Die Lager füllten sich.

Auch viele Flugpläne gerieten durcheinander: Während am Donnerstag in Frankfurt 240 Flüge ausfielen, mussten am Freitag sogar mehr als 540 von 1400 Verbindungen gestrichen werden - die Mehrzahl davon wegen Problemen an anderen Airports. Vor allem auf den Strecken nach Amsterdam und Paris fielen Flüge aus, weil die Flughäfen dort besonders stark vom Wintereinbruch betroffen waren. Der Flughafen stellte rund 1000 Feldbetten für möglicherweise übernachtende Passagiere auf. Der Flughafen München annullierte am Freitag 300 von gut 1100 Flügen - ein Drittel wegen des Wetters in München selbst, die anderen wegen Problemen woanders, wie ein Sprecher sagte.

Auch der Bahn setzte der Winter wieder zu. Vorsorglich wurde die Spitzengeschwindigkeit der Schnellzüge bundesweit auf 200 Stundenkilometer gedrosselt. So soll verhindert werden, dass von der Wagenunterseite fallende Eisklumpen Schotter aufwirbeln und Wagen beschädigen. Es gab viele Verspätungen.

Panik war am Donnerstagabend in einem Zug zwischen Hamburg und Lübeck ausgebrochen. Der Regionalexpress mit etwa 400 Passagieren blieb ohne Strom auf offener Strecke im Dunkeln stecken. Tausende saßen auch an den Bahnhöfen in der Kälte fest.

In Bayern starben bei Glätte-Unfällen am Donnerstagabend drei Menschen. Bei Leipzig krachte ein Autofahrer in einen querstehenden Lastwagen und kam ums Leben. In Hessen wurde eine Frau bei einem Auffahrunfall auf der A 3 getötet.

Auf vielen Autobahnen blieben immer wieder Laster liegen oder stellten sich quer. Streu- und Räumfahrzeuge kamen oft nicht mehr durch. Auch am Freitag stockte auf vielen Autobahnen wie der A 7, A 8 und A 9 immer wieder der Verkehr. Summiert staute sich der Verkehr hunderte Kilometer. Bei vielen Fahrern lagen die Nerven blank.

In den Schulen in Mecklenburg-Vorpommern fiel am Freitag der Unterricht aus. Auch in Teilen von Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Thüringen, Bayern, Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen und Hessen blieben Schulen geschlossen.

Nicht nur für Schüler, auch für Wintersportler ist der viele Schnee eine gute Nachricht: Am vierten Adventswochenende sollten beispielsweise im Sauerland alle Lifte laufen. Die Mittelgebirge erwarteten viele Ausflügler.

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