Unfallbilanz Mehr Fußgänger, Alte und Motorradfahrer im NRW-Verkehr getötet

Fußgänger, ältere Menschen und Motorradfahrer zählen im Straßenverkehr in Nordrhein-Westfalen zu den besonders gefährdeten Gruppen. Bei ihnen ist die Zahl der Todesopfer gestiegen.

Ein Polizist begutachtet am Freitag auf der Autobahn 45 bei Siegen das Motorrad eines tödlich verunglückten Fahrers. Der bundesweit erwartete Anstieg der Zahl der Verkehrstoten ist in Nordrhein-Westfalen ausgeblieben.

Ein Polizist begutachtet am Freitag auf der Autobahn 45 bei Siegen das Motorrad eines tödlich verunglückten Fahrers. Der bundesweit erwartete Anstieg der Zahl der Verkehrstoten ist in Nordrhein-Westfalen ausgeblieben.

Foto: Henning Prill

Düsseldorf (dpa). In Nordrhein-Westfalen sind im vergangenen Jahr deutlich mehr Motorradfahrer, Fußgänger und Senioren bei Verkehrsunfällen ums Leben gekommen. Das geht aus der am Montag in Düsseldorf vorgestellten Verkehrsunfallbilanz des Landes hervor. Die Zahl der getöteten Motorradfahrer schnellte um fast 19 Prozent auf 83 in die Höhe. Zwei Drittel von ihnen hatten den Unfall selbst verursacht. Insgesamt blieb die Zahl der Verkehrstoten in NRW aber stabil, während bundesweit ein Anstieg befürchtet wird.

Im NRW-Straßenverkehr starben sieben Prozent mehr Fußgänger (123; Vorjahr: 115). Die Hälfte von ihnen hatte den tödlichen Unfall selbst verursacht. Zwei Drittel der tödlich verunglückten Fußgänger waren Senioren. Die Zahl der tödlich verunglückten Senioren stieg insgesamt um fast neun Prozent auf 173 (Vorjahr: 159). Dabei spiele die steigende Zahl älterer Menschen und deren steigende Mobilität eine Rolle.

Im vergangenen Jahr kam in NRW ein Mensch weniger auf den Straßen gestorben als im Vorjahr, berichtete NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD) am Montag in Düsseldorf. Demnach starben 521 Menschen 2015 bei Verkehrsunfällen im Land. Dies war der zweitniedrigste Wert seit 1953. Die niedrigste Zahl der Toten wurde 2013 mit 479 Fällen erreicht.

Während Alkohol als Unfallursache rückläufig ist, gerät das Smartphone immer stärker unter Verdacht. Im vergangenen Jahr registrierte die Polizei 146 000 Verkehrssünder mit Handy am Steuer - 14 000 oder 10,6 Prozent mehr als im Vorjahr. 339 Smartphones stellte die Polizei nach schweren Verkehrsunfällen sicher. In 182 Fällen wurde der Handygebrauch als Ursache ermittelt - in drei Fällen war er tödlich. „Kurz mal die Mails checken: Das ist schlichtweg gefährlich“, sagte Jäger.

Ein zwei Sekunden dauernder Blick auf das Display bedeute schon bei Tempo 50 einen „Blindflug“ von 30 Metern. Jäger mahnte eine Reform der Gesetzeslage an. Während Fahrer von Autos mit Start-Stopp-Automatik an einer Ampel straffrei telefonieren dürften, würden Fahrer älterer Autos mit 60 Euro und einem Punkt in der Flensburger Verkehrssünderdatei bestraft.

Auch das Drängeln scheint zuzunehmen: Die Polizei ahndete im vergangenen Jahr in 56 000 Fällen einen zu geringen Sicherheitsabstand. Im Vorjahr waren es noch etwas mehr als 47 000 Fälle.

Der negative Gesamttrend aus dem Vorjahr hat sich bei der Zahl der tödlichen Unfälle nicht fortgesetzt. 2014 war die Zahl der Verkehrstoten nach jahrelangem Rückgang erstmals wieder gestiegen - und zwar deutlich mit einem Plus von neun Prozent auf 522 Todesopfer.

Das Statistische Bundesamt ging zuletzt davon aus, dass sich der Negativtrend zumindest bundesweit fortsetzt - und prognostizierte einen Anstieg von zwei Prozent. Im Jahr 2013 war die Zahl der Verkehrstoten in NRW auf ein Rekordtief gesunken. Damals starben 479 Menschen bei Unfällen im Straßenverkehr.

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