Medizin: Mini-Herz rotiert mit Batterie

Randi Blöcker bekam vor zehn Wochen nach einem Infarkt ein Kunst-Organ. Jetzt wartet die 34-Jährige auf ein Spenderherz.

Düsseldorf. Es geschieht in der Nacht vom 2. auf den 3. Januar: Randi Blöcker bekommt plötzlich Bauchschmerzen. Innerhalb von Minuten wird der Schmerz schlimmer, dann unerträglich.

Die Düsseldorferin lebt allein, klingelt deshalb beim Nachbarn und berichtet von den unerklärlichen Schmerzen. Der Mann fährt die 34-Jährige ins Krankenhaus.

"Und dann endet meine Erinnerung so langsam", sagt Blöcker heute. Sie landet in der Kardiologie der Düsseldorfer Uni-Klinik. Die Diagnose: schwerer Herzinfarkt.

Mittlerweile geht es Randi Blöcker viel besser, bald kann sie sogar entlassen werden. Das hat sie einer medizinischen Premiere zu verdanken: Erstmals wurde in dem Klinikum ein Mini-Kunstherz verpflanzt - in ihren Körper. "Ich fühle mich gut, das Kunstherz spüre ich gar nicht."

Nur zwei kleine Umhängetaschen, die von ihren Schultern baumeln, weisen noch darauf hin, dass ihr Leben in der Januarnacht auf Messers Schneide stand.

Darin trägt sie zwei Batterien - sie liefern die lebenswichtige Energie, die ihr Kunstherz rotieren lässt. Denn dieses Herz schlägt nicht, sondern wird von einem kleinen Rotor angetrieben, der sich 9000 Mal in der Minute dreht, ununterbrochen.

Blöcker hat deshalb keinen messbaren Puls mehr. Bis zu 15 Stunden reicht die Stromversorgung, dann muss sie die Batterien wechseln. "Und in der Nacht schließe ich das Kunstherz per Netzstecker an die Steckdose an", erklärt sie.

"Frau Blöcker kam zu uns mit einem Linksherzversagen, das mit konservativen Mitteln nicht mehr beherrschbar war", erinnert sich Prof. Artur Lichtenberg.

Weil ihre linke Herzkammer nicht mehr schlug, wurde der Blutkreislauf zunächst mit den üblichen, großen Herz-Lungen-Maschinen des Klinikums aufrecht erhalten. Doch mit diesen Geräten kann ein Patient nicht vor die Tür, kein normales Leben führen.

Also pflanzte Lichtenberg ihr das 400 Gramm schwere Kunstherz ein. Es saugt das Blut aus der rechten Herzspitze ab und pumpt es direkt in die Hauptschlagader. So wird das Blut um die defekte linke Herzkammer herum geleitet, die rechte Herzhälfte arbeitet weiter selbstständig.

"Ihre Behandlung war für mich eine Zeit zwischen Verzweiflung und Hoffnung", sagt Lichtenberg rückblickend. Eine Hoffnung, die sich erfüllt hat. "Meine Kraft kommt wieder. Und ich spüre von Tag zu Tag, wie es mir besser geht", sagt Blöcker. Ihre Entlassung ist für den 22. März geplant. Danach kann sie sogar leichten Sport machen. Ihr Mini-Kunstherz ist dennoch nur eine Zwischenlösung. Langfristig braucht sie ein echtes Spenderherz, für das sie nun auf der Warteliste steht.

Sollte Randi Blöcker eines bekommen, könnte ihr das neue Herz dort eingepflanzt werden, wo ihr im Januar das Leben gerettet wurde. Ab Sommer nämlich soll die Transplantations-Station der Universitäts-Klinik die Arbeit aufnehmen. "Frau Blöcker bleibt in unseren Händen", sagt Professor Malte Kelm, der Direktor der Kardiologie.

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