Maifisch: Delikatesse aus dem Rhein

Gewässer: Der Maifisch kommt in seine alte Heimat zurück, weil das Wasser sauberer geworden ist.

Düsseldorf. Noch vor 150 Jahren war der Maifisch einer der wichtigsten Fische im Rhein. Zu Hunderttausenden schwamm er aus dem Atlantik stromaufwärts in Rhein, Main, Neckar und Mosel. Überlieferungen nach war er praktisch mit den Händen zu greifen und sicherte den Berufsfischern im Frühjahr ein regelmäßiges Einkommen.

Maifische galten mit ihrem festen weißen Fleisch und dem feinen Geschmack als Delikatesse, die in jedem Wirtshaus angeboten wurde. Die Maifischmärkte in Düsseldorf und die Maifischgasse in Köln-Poll zeugen noch heute von der Bedeutung dieser Fischart. Heute gehört der Maifisch zu den Arten, die in Europa vom Aussterben bedroht sind. Die Verschmutzung und der Ausbau der Fließgewässer sowie die Überfischung haben dieser Fischart so zugesetzt, dass sie kaum noch zu sehen ist.

Das könnte sich in Zukunft ändern: Maßnahmen des Umweltschutzes haben bewirkt, dass die Gewässer deutlich sauberer geworden sind. Viele Flüsse sind für Wanderfische durch den Bau von Bypass-Systemen auch wieder durchgängig. Vieles also hängt in den nächsten Jahren vom Erfolg der Besatzmaßnahmen ab, um dem Maifisch zum Comeback zu verhelfen.

"Im vergangenen Jahr haben wir über zwei Millionen junge Fische ausgesetzt", sagte Projektleiter Peter Beeck gestern in Düsseldorf am Rande einer Fachtagung von etwa 100 Experten aus 22Ländern über die Wiederansiedlung von Fischen in Gewässern aus. Insgesamt sollen fünf Millionen Jungfische ausgesetzt werden. Sie stammen aus den Flüssen Garonne und Dordogne in Südfrankreich, wo der Maifisch noch heimisch ist.

Um den Erfolg der Maßnahmen später zu überprüfen, werden alle Fische markiert. Ob das Vorhaben Erfolg hat, können die Wissenschaftler erst in einigen Jahren überprüfen. "Der Maifisch wächst im Meer auf und wandert im Alter von etwa fünf Jahren einen Fluss hinauf, um sich - meist im Mai - fortzupflanzen", so Beeck. Bei der Zahl der bisher ausgesetzten Jungfische könnten im Jahr 2014 bei einer Rückkehrerquote von einem Prozent bis zu 20000 Tiere zurückkehren, die dann etwa 70Zentimeter lang und drei bis vier Kilo schwer seien. "Bis er für den Verzehr geangelt werden kann, werden noch ein paar Jahre vergehen", so Beeck

Der Lachs, ebenfalls ein Wanderfisch, fühlt sich bereits wieder im Rhein wohl und ist sogar in seine Laichgewässer an der Sieg zurückgekehrt. Jedes Jahr werden mehrere hunderttausend Lachsbrütlinge in der Sieg ausgesetzt. Die erwachsenen Lachse kehren dann im Herbst aus dem Meer über den Rhein zum Ablaichen in die Sieg zurück. Im Jahr 2008 konnte in NRW wieder eine Rekordzahl von sogenannten Lachsaufsteigern registriert werden. Zuletzt waren es nach Angaben des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz mehr als 320 nachgewiesene Lachse, wobei nur ein Teil der Laichtiere an den Kontrollstationen registriert werden kann.

Wenn auch der Rhein längst keine Kloake, sondern wieder relativ sauber und lebendig ist, so drohen den zurückgekehrten Wanderfischen jetzt andere Gefahren. Im gesamten Rheineinzugsgebiet besteht zwar ein Fang- und Entnahmeverbot für Lachse und auch Meerforellen. Der Internationalen Kommission zum Schutz des Rheins (IKSR) liegen jedoch Untersuchungsergebnisse und Hinweise vor, dass sich vielfach Lachse im Beifang der Berufsfischerei an der niederländischen Küste finden. Auch am Rheinhauptstrom werden Lachse von Hobby-Anglern illegal gefangen und mitgenommen.

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