Mach meine Hausaufgaben!

Ein französischer Unternehmer beschert Schülern gegen Geld freie Nachmittage – und löst damit Empörung aus.

Paris. Ob knifflige Matheaufgaben, Geschichtsreferate oder verzwickte philosophische Aufsätze - wer in Frankreich keine Lust auf Hausaufgaben hat, kann die ungeliebte Arbeit künftig bequem im Internet erledigen lassen.

"Wenn du nicht weiter kommst - wir sind da", verspricht Stephane Boukris, der seinen Service für betuchte und denkfaule Schüler seit Donnerstag im Internet anbietet. "Mach meine Hausaufgaben", lautet der provokante Name der Internetseite des 25-Jährigen, der seinen eigenen Abschluss an einer der französischen Elite-Handelsschulen gerade geschafft hat. "Wo es eine Nachfrage gibt, gibt es auch einen Markt", sagt Boukris, dessen Geschäftsidee in Frankreich hohe Wellen schlägt.

Mit seinem Angebot für Schüler-Faulpelze, die auf gute Noten nicht verzichten wollen, will der Unternehmer in erster Linie Geld verdienen. Fünf Euro kostet die Lösung von drei Matheaufgaben. Für umfangreiche Referate kann der Preis auch auf 80 Euro steigen. Versprochen wird prompte Lieferung per Mail zwischen 24und 72 Stunden.

Besonders viel Energie hat Boukris auf den Bezahlmodus verwandt. Da Jugendliche meist keine Kreditkarte besitzen, hat er ein Netz von Verkaufsstellen aufgezogen, wo Karten mit entsprechenden Guthaben gekauft werden können. Der Absatz dieser Prepaid-Karten war in seinen Augen wohl ermutigend. Skrupel plagen ihn nicht.

Dass er Schüler zur Schummelei anstiftet, weist er weit von sich. "Bei den Prüfungen ist der Schüler doch auf sich gestellt. Da liegt es in seinem eigenen Interesse, auch zu lernen." Er begreife sein Angebot vielmehr als "pädagogisches Hilfsmittel". Und überdies: Den Klassenbesten ihre Lösungen abzukaufen, sei doch gängige Praxis seit jeher in allen Schulen.

Er habe diesen Freundschaftsdienst nur professionalisiert. Vor allem Studenten französischer Eliteschulen hat Boukris angeheuert, die für einen Stundenlohn von 15 Euro die Hausaufgaben angehender Abiturienten oder von Schülern der Mittelstufe fehlerfrei erledigen sollen. Angeblich haben sich ihm auch Lehrer der staatlichen Schulen angedient, die sich ein Zubrot zu ihrem Gehalt verdienen wollten.

"Le Monde" sprach von einem Skandal und widmete "faismesdevoirs.com" am Donnerstag sogar den Leitartikel. "Auch auf die Gefahr hin, als altmodisch zu erscheinen, sagen wir frei heraus, dass ,Faismesdevoirs.com’ die Konsumhaltung von Schülern über das akzeptable Maß hinaus weiter fördert." Mehr noch: "Das Prinzip des Lernens wird entleert."

Erstaunlich milde ließ sich hingegen Frankreichs Bildungsminister Xavier Darcos vernehmen. "Der beste Ort zum Lernen ist die Schule der Republik", meinte er lediglich - und vergaß dabei zu erwähnen, dass inzwischen rund eine Million Schüler in Frankreich regelmäßig Nachhilfestunden nehmen, um den Anschluss nicht zu verpassen. Ein lukrativer Markt ist das - mit geschätzt zwischen einer und zwei Milliarden Euro Umsatz im Jahr. Von diesem Kuchen will sich Boukris etwas abschneiden.

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