Libanon: Weihnachten im Land des Zedernbaums

Seit zehn Jahren lebt der Deutsche Joachim Zeitler mit seiner Familie in Beirut. Das Fest feiert der Schwabe am Mittelmeer.

Beirut. Die Lichterkette spiegelt sich in den Motorhauben der Neuwagen. Ein vertrauter Anblick in einem Autohaus im Dezember — nicht nur in deutschen Städten, auch in Beirut. „Wie gefällt Ihnen unsere Weihnachtsdekoration?“, fragt Joachim Zeitler. Der 48-jährige Deutsche verkauft amerikanische Luxusautos im Libanon, dem Land des Zedernbaums. Seit zehn Jahren lebt er in Beirut.

Überall in der Stadt, in den verstopften Straßen, an der Uferpromenade Corniche und vor allem in den modernen Geschäftsviertel, ist Weihnachtsschmuck zu sehen. In einem beliebten Einkaufszentrum drängen sich Familien mit Kindern und schleppen zahlreiche Einkaufstüten. Goldene Kugeln und Sterne hängen an der Decke, aus Lautsprechern dröhnt "Jingle Bells" auf Englisch und Arabisch. „Die Menschen hier lieben das“, sagt Zeitler. Ein Drittel der Einwohner sind Christen, und auch die in der Stadt lebenden Moslems und Drusen mögen Lichterketten und Tannenbaum.

Insgesamt 40 Mitarbeiter hat Zeitler. Darunter sind alle Religionen vertreten. „Die Zusammenarbeit funktioniert reibungslos. Wichtig ist, sich aus der Politik rauszuhalten. Ich habe mich nie darum gekümmert, welche Religion jemand hat. Mich interessiert die Person“, erklärt Zeitler. Er kommt aus Schwäbisch Gmünd und lebt mit Frau Karin und Sohn Jan (16) in Beirut.

Auch während des Libanon-Krieges 2006 ist Zeitler zunächst in Beirut geblieben. „Wir haben jeden Tag normal gearbeitet“, erinnert er sich. Dass sein damaliger Arbeitgeber dann doch auf eine Evakuierung bestanden habe und er nach Deutschland musste, gefiel ihm gar nicht: „Ich habe Verantwortung für meine Leute.“

Zeitler lebt mit seiner Familie mitten in der Stadt unter den Einheimischen. Als Ausländer wohnt man nicht separiert in einem bestimmten Viertel. „So etwas haben wir hier nicht“, sagt Zeitler. Für ihn gibt es keinen Grund, aus Beirut wegzugehen.

„Hier lässt es sich gut leben. Das Klima ist angenehm, und im Winter kann man sogar Skifahren.“ Die Feiertage verbringt die Familie in Beirut. „Warum sollten wir nach Deutschland fliegen? Die Weihnachtszeit ist hier sehr stimmungsvoll.“

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