Las Vegas: Pensionierter Buchhalter wird zum Massenmörder

Der Schütze von Las Vegas führte ein unauffälliges Leben.

 Vorhänge flattern im Hotel Mandala Bay Resort in Las Vegas (USA) aus zerborstenen Fenstern. Der Todesschütze hat bei einem Musikfestival in der US-Touristenmetropole Las Vegas mindestens 58 Menschen umgebracht und über 200 verletzt.

Vorhänge flattern im Hotel Mandala Bay Resort in Las Vegas (USA) aus zerborstenen Fenstern. Der Todesschütze hat bei einem Musikfestival in der US-Touristenmetropole Las Vegas mindestens 58 Menschen umgebracht und über 200 verletzt.

Foto: John Locher

Las Vegas. Er war ein pensionierter Buchhalter, lebte unauffällig auf einer Golfanlage in der Wüste von Nevada und hatte keinerlei Vorstrafen: Nichts an der bislang bekannten Vorgeschichte von Stephen Craig Paddock deutet auch nur ansatzweise darauf hin, was ihn zu einer der der fürchterlichsten Gewalttaten der jüngeren US-Geschichte antrieb.

Mindestens 58 Menschen hat der Rentner während eines Country-Konzerts in Las Vegas erschossen und mehr als 500 weitere verletzt. Als ein Sondereinsatzkommando kurz darauf das Hotelzimmer stürmte, von dem er aus in die Menge gefeuert hatte, war der 64-Jährige bereits tot - offensichtlich hatte er sich das Leben genommen.

Schüsse in Las Vegas
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Die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat reklamierte den schlimmsten Schusswaffenangriff der jüngeren US-Geschichte zwar rasch für sich: Der Schütze sei vor einigen Monaten zum Islam konvertiert, erklärte das IS-Propagandaorgan Amaq. Doch nach Angaben der US-Bundespolizei FBI lieferten die ersten Ermittlungen keinerlei Hinweise auf eine Terror-Verbindung des Rentners. Nichts deutete auch zunächst darauf hin, dass Paddock irgendwelche Sympathien für islamistisch-extremistische Gruppierungen gehegt haben könnte.

Offenbar hatte der 64-Jährige die Bluttat aber gründlich vorbereitet. Das Zimmer im 32. Stockwerk des Hotel-Casinos "Mandalay Bay" am berühmten Las Vegas Strip bezog der grauhaarige und bärtige Mann laut US-Medienberichten bereits einige Tage vor der Tat.

Von dort aus hatte er eine perfekte Aussicht auf das Festivalgelände auf der anderen Straßenseite. Und er schaffte es, vom Hotelpersonal unbemerkt mindestens acht Schusswaffen in das Zimmer zu bringen, darunter mehrere Gewehre. Ob der 64-Jährige möglicherweise von politischen Motiven, von Wahnvorstellungen oder einer Mischung aus beidem angetrieben war, lag zunächst völlig im Dunkeln. Seine Angehörigen zeigten sich geschockt und ratlos. "Es ist, als ob ein Asteroid gerade auf unsere Familie niedergestürzt wäre. Wir haben keine Ahnung, wie das passiert ist", sagte sein Bruder Eric Paddock in Interviews mit US-Medien. Stephen Paddock lebte in Mesquite, einer Kleinstadt 120 Kilometer nordöstlich von Las Vegas. In dem friedlichen Städtchen wohnen hauptsächlich Rentner, es gibt dort mehrere Golfanlagen und Casinos.

Paddock besaß laut Medienberichten einen Pilotenschein und auch eine Jagdlizenz für den Bundesstaat Alaska, wo die Jagd auf Großwild wie Bären und Elche beliebt ist. Sein Bruder beschrieb Paddock als Normalbürger, der nach Las Vegas zum Glücksspiel gefahren sei und gern Burritos gegessen habe. Politische oder religiöse Verbindungen seines Bruders seien ihm nicht bekannt. Auch einen militärischen Hintergrund oder eine ausgeprägte Passion für Waffen habe der Heckenschütze von Las Vegas nicht gehabt. "Wo zum Teufel hatte er die automatischen Waffen her?" fragte sich Eric Paddock. dja/jah AFP

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