Wolfgang Neufeind: Der Knast-Chef

Wolfgang Neufeind ist ein Feingeist, mag Warhol, Dali und die alten Holländer. 14 Jahre war der promovierte Jurist aus Köln Chef der Justizvollzugsanstalt Siegburg, einer Einrichtung, in der es nach Aussagen ehemaliger Inhaftierter eher grob zuging.

Düsseldorf. Noch vor zwölf Monaten sah es so aus, als würde der 58-Jährige dort die letzten Jahre bis zur Pensionierung arbeiten. Doch dann geschah am 11. November 2006 die Katastrophe: In Zelle 104 folterten drei junge Männer einen Mithäftling auf grauenhafte Weise und erhängten ihn dann nach einem siebenstündigen Martyrium. Der Mord weitete sich zum Justizskandal aus und Neufeind geriet ins Kreuzfeuer der Kritik: Wie konnte es passieren, dass niemand den Folter-Exzess bemerkte? Waren brutale Ausbrüche dort gar normal?

Für Neufeind scheint die Affäre am Ende doch noch glimpflich ausgegangen zu sein. Zwar wurde er ins Justizvollzugsamt in Wuppertal versetzt, doch die Staatsanwaltschaft hat mittlerweile ihre Ermittlungen gegen ihn eingestellt. Gestern trat er als Zeuge im Düsseldorfer Foltermord-Untersuchungsauschuss auf. Und befand: Ausbrüche der Gewalt gehören in deutschen Gefängnissen halt dazu.

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