Kölner Stadtarchiv: "Geborgen ist nicht gerettet"

Ende Januar soll die Bergung der Archivalien abgeschlossen sein. Dann steht die umfangreiche Restaurierung an.

Köln. Als eine "generationenübergreifende Mammutaufgabe" bezeichnet Kölns Kulturdezernent Georg Quander den Wiederaufbau des Kölner Stadtarchivs. Noch immer ist die Bergung an der Severinstraße nicht komplett abgeschlossen und geborgen bedeutet nicht gerettet", erklärt Archivdirektorin Bettina Schmidt-Czaia am Dienstag bei einer Bilanzpressekonferenz.

"Wir sind zuversichtlich, dass Ende Januar 95 Prozent der verschütteten Archivalien geborgen sind und wir die Grube besenrein der Staatsanwaltschaft übergeben können", sagt Schmidt-Czaia. Bislang konnten schon 90 Prozent der Archivgüter geborgen werden. "In diesem Jahr konnten wir insgesamt 152 Gitterboxen aus der Einsturzgrube holen, das entspricht etwa 760 laufenden Metern", freut sich die Archivchefin.

Anfang Januar werden die über die Feiertage ausgesetzten Arbeiten an der Einsturzstelle fortgesetzt. Zuerst werden Taucher in die Bergungsgrube hinabsteigen, um sperrige Regale und Bauschutt wegzuräumen und den vermutlich einsturzrelevanten Bereich um die Lamelle 11 in Augenschein zu nehmen. Wie schnell die Arbeiten abgeschlossen werden können, hängt auch vom Stand des Rheins und von der Außentemperatur ab.

30 bis 50 Jahre wird es in Anspruch nehmen, bis die Archivalien restauriert sind. Dazu werden ständig 200 Restauratoren eingesetzt. Im kommenden Jahr sollen für diese Großaufgabe beim Stadtarchiv 103 neue Stellen besetzt werden. Voran getrieben wird außerdem die Digitalisierung des Archivbestandes.

Im Frühjahr sollen mehrere Millionen Dokumente im neuen digitalen Lesesaal am Heumarkt wieder zugänglich sein. "Die ersten Originale können wohl Ende 2011 im Restaurierungs- und Digitalisierungszentrum in Porz wieder eingesehen werden. Dafür wird dort ein Lesesaal eingerichtet", verspricht Kulturdezernent Quander.

Persönlich ist Archiv-Chefin Schmidt-Czaia vor allem von der weltweiten Aufmerksamkeit begeistert, die der Bergung und der Restaurierung der verschütteten Archivgüter zuteil wird: "Sogar aus Australien kommen Anfragen für Vorträge über die Arbeit hier in Köln. Wir sind gefragte Ratgeber, wenn es um die präventive Bestandssicherung von Archiven geht."

Eine Herausforderung ist neben der Restaurierung vor allem die Ordnung der gefundenen Archivalien. "Wir nehmen uns jedes Fragment vor, identifizieren es und beschreiben den erkennbaren Schaden.
Mit einer speziell entwickelten Software werden diese Daten erfasst und mit der Datenbank des Archivs verknüpft", erläutert Schmidt-Czaia. Erfasst sind derzeit etwa 14 Prozent des Gesamtbestands. Bis zu fünf Jahre wird es vermutlich dauern, bis diese Arbeiten abgeschlossen sind. Ab 2011 soll es dazu einen jährlichen Bericht geben.

Wichtig ist es für die Verantwortlichen des Stadtarchivs, ihr Haus wieder im Bewusstsein der Bevölkerung zu verankern und so langfristig die Idee eines "Bürgerarchivs" umzusetzen. Dazu seien neben den zwei neuen Standorten in der Stadt auch die Ausstellungen in Berlin und Köln wichtig gewesen. Im kommenden Jahr soll es in den Räumen am Heumarkt eine neue Dauerschau geben.

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