Kölner Moschee: Architekt gefeuert

Bauherr wirft Paul Böhm Mängel und eine Kostenexplosion vor.

Köln. Die neue Zentralmoschee im Kölner Stadtteil Ehrenfeld gehört derzeit zu den ambitioniertesten Bauprojekten der Domstadt. Jetzt gibt es deswegen einen handfesten Streit: Der Bauherr, die Türkisch-Islamische Union (Ditib) hat den Vertrag mit dem Architektenbüro Paul Böhm fristlos gekündigt.

Als Gründe werden in einer Mitteilung „Kosten, die immer mehr aus dem Ruder liefen, gravierende Mängel, die sich häuften, und wichtige Terminvorgaben, die nicht eingehalten wurden“, angegeben. Dabei beruft sich Ditib auf einen externen Gutachter und spricht von „unüberbrückbaren Differenzen“ mit Böhm.

Der Kölner Architekt zeigt sich vom Vorgehen des Bauherrn sehr enttäuscht: „Das ist bitter für uns. Es hat schon seit Monaten Schwierigkeiten bei der Kommunikation mit der Ditib gegeben“, sagt Böhm. Begonnen hätten diese im August 2010 mit dem Wechsel des Vorstands und damit aller am Projekt Beteiligten auf Seiten der Ditib.

„Seit April wurden wir nicht mehr bezahlt“, berichtet Böhm. Deshalb habe man die Kündigung des Vertrags für gestern angedroht. Dem sei der Bauherr nun mit seinem Vorgehen zuvorgekommen. „Die Bezahlung erfolgt nach Leistung. Es war bei den Baumängeln nicht möglich, eine Leistung zu entgelten“, erklärt dagegen Ditib-Pressesprecherin Ayse Aydin.

Die ihm vorgeworfenen Mängel weist Böhm als Begründung der Kündigung zurück. Er kennt die Gründe der jetzigen Entwicklung in einem anderen Bereich: „Auch wenn die Ditib grundsätzlich weiterhin den künstlerisch anspruchsvollen Entwurf anerkennt, sind im Detail sehr starke Divergenzen vor allem über die Gestaltung der Fassaden und den Innenausbau aufgetreten“, heißt es in einer Mitteilung seines Büros.

Entscheidungen würden nicht getroffen. Gleichzeitig würde die Einhaltung von Terminvorgaben gefordert, deren Einhaltung durch den Bauherrn selbst unmöglich gemacht werde, geht Böhm weiter auf die Vorwürfe der Ditib ein. Über die Entwicklung der Kosten sei der Bauherr laufend informiert worden.

Von Seiten der Politik setzt man auf Vermittlung: So regt OB Jürgen Roters (SPD) an, alle Seiten im Moschee-Beirat an einen Tisch zu holen. Der Ehrenfelder Bezirksbürgermeister Josef Wirkes (SPD) fordert Transparenz: „Es geht um unsere Moschee, die längst über die Stadtgrenzen eine Strahlkraft besitzt.“

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